Acrylamidgehalt in Lebensmitteln weiter senken
Professor Stephan Madle vom Bundesinstitut für Risikobewertung sieht das Minimierungskonzept als "geeignetes Instrument zur Absenkung der Gefährdung durch Acrylamid in Lebensmitteln" an. Aufgrund fehlender Forschungsergebnisse in diesem Bereich könne man noch keinen Schwellenwert für das Krebsrisiko angeben. Daher gelte das Motte: je weniger Acrylamid, desto besser. Unterstützung erhielt er von Professor Edgar Schömig vom Institut für Pharmakologie der Universität Köln, der eine kurzfristige Erhöhung der Forschungsmittel forderte um in diesem Problembereich zu stichhaltigen Erkenntnissen zu kommen. Die Verbraucher sollten seiner Ansicht nach aufgerufen werden, die Aufnahme von Acrylamid zu minimieren. Erste Erfolge seit der Auflage des Minimierungskonzeptes sieht der Präsident des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, Christian Grugel. So sei durch die Absenkung der Frittiertemperatur, eine Verminderung des Acrylamidgehaltes zu erreichen. Auch im Rahmen des Herstellungsprozesses müsse alles technologisch möglich zur Acrylamidminderung getan werden, forderte er. Markus Dieterich von der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten sieht ebenfalls dringenden Handlungsbedarf und rief zu einer konzertierten Aktion aller Beteiligten auf. Etwaige Streitigkeiten dürften aber in keinem Falle auf dem Rücken der Verbraucher ausgetragen werden.
Thomas Isenberg von der Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. beklagte hingegen die "Intransparents" des Minimierungskonzeptes der Bundesregierung. So erkläre man den Verbraucher als unmündig, da man ihm Informationen über Verlauf und Ergebnisse der Forschung verwehre. Er forderte die erneute Vorlage eines Verbraucherinformationsgesetzes und beklagte fehlende freiwillige Angaben der Hersteller auf ihren Produkten. Dem widersprach der Hauptgeschäftsführer des Bundes für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde, Professor Matthias Horst. Man werbe durchaus für die freiwillige Selbstkontrolle der Hersteller, lehne es jedoch ab, ungesicherte Werte über den Acrylamidgehalt auf den Packungen abzudrucken. Im Übrigen sprach er sich für eine Klärung auf europäischer Ebene aus, da es ansonsten nur eine "Scheinsicherheit und Wettbewerbsverzerrung" gebe. Norbert U. Haase von der Bundesanstalt für Getreide-, Kartoffel- und Fettforschung sieht das Problem dreiteilig. Könne man beim Produktanbau und der gewerblichen Herstellung per Gesetz und Verordnung Einfluss nehmen, sei die häusliche Zubereitung nicht zu überprüfen. Hier müsse verstärkt auf Aufklärung gesetzt werden, so der Experte.