Kanuten und Segler gegen Vignettenpflicht auf Wasserstraßen
Berlin: (hib/VOM) Die Wassersportverbände sprechen sich gegen eine Vignettenpflicht im Wassertourismus aus. In seiner schriftlichen Stellungnahme zur öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Tourismus, die heute um 14.30 Uhr im Saal 4.600 des Paul-Löbe-Hauses beginnt, vertritt der ADAC die Auffassung, dass zusätzliche Gebühren die Entwicklung des Wassertourismus hemmen würden. Ein entscheidender Wettbewerbsvorteil gegenüber den Nachbarländern würde verspielt. Ähnlich argumentiert der Deutsche Kanu-Verband. Auch durch Vignetten wäre nach seiner Auffassung eine Kostendeckung nicht möglich. Bereits jetzt seien die finanziellen Belastungen der Kanusportler in den Vereinen so groß, dass weitere Kosten nur zum Wechsel der Sportart führen würden. Neben den 1300 Kanuvereinen seien in Deutschland weitere 543 gewerbliche Kanuanbieter bekannt, die in unterschiedlicher Qualität und Quantität aktiv sind, heißt es von Seiten des Verbandes.
In der Stellungnahme des Deutschen Segler-Verbandes wird betont, die Nutzung der Wasserwege müsse ebenso kostenfrei sein wie die Nutzung von Radwegen. Die Segler empfehlen nicht nur den Verzicht auf eine Vignette, sondern plädieren auch dafür, Schleusen- und Hebegebühren für Freizeitfahrzeuge abzuschaffen und dies gezielt als Wettbewerbsvorteil gegenüber den im Wassertourismus aktiven Nachbarländern Niederlande und Frankreich zu nutzen. Die Naturschutzorganisation WWF spricht sich für Kooperationen zwischen dem Wassersport und dem Naturschutz aus, um Konflikte zu verringern. Der WWF lehnt eine einseitige Förderung des Motorboottourismus ab. Muskelbetriebene Sportarten wie Kanu, Rudern oder Segeln seien umweltverträglicher und benötigten eine geringere Infrastruktur. Auch komme es darauf an, die vorhandene Infrastruktur zu nutzen und zu vernetzen statt eine neue Infrastruktur zu schaffen. Auch sollten auf Wasserwegen keine Hochgeschwindigkeitsfahrzeuge zugelassen werden. Der ADAC macht sich für einen Ausbau der Infrastruktur entlang der Wasserstraßen stark. Zudem sollten gesetzliche Bestimmungen verringert werden, um den Zugang zu den Wasserstraßen zu vereinfachen. Um die deutschen Wassersportreviere für Einsteiger zu öffnen, sollten nach Meinung des ADAC die Charterreviere auf mehr Schifffahrtsstraßen als bisher ausgeweitet werden. Der erste wichtige Schritt zur Öffnung der deutschen Wassersportreviere sei die bis Ende 2004 begrenzte Charterscheinregelung. Der Charterschein ermöglicht auf bestimmten Revieren das Führen eines Charterbootes ohne Führerschein, allerdings unter gewissen Auflagen und nach einer ausführlichen Einweisung durch den Vercharterer.
Der Bundesverband Wassersportwirtschaft tritt dafür ein, eine zeitlich befristete Koordinierungsstelle bei der Arbeitsgemeinschaft maritimer Sport- und Wirtschaftsverbände einzurichten. Diese Koordinierungsstelle sollte auf dem bestehenden Netzwerk aufbauen und durch Repräsentanten aus den Bereichen Schifffahrt und Tourismusorganisationen ergänzt werden. Professor Heiner Haass empfiehlt ebenfalls, eine gesamtdeutsche Stabsstelle für den Wassertourismus einzurichten, die sowohl Rahmenbedingungen als auch Detailvorgaben für regionale und sektorale Organisationen entwickelt. Haass schlägt zudem ein dreijähriges Investitionssonderprogramm vor, um eine bundesweite Basisinfrastruktur in regionalen Netzwerken aufzubauen und investive Anreize für Unternehmen des Wassertourismus zu schaffen, um rasch internationale Standards zu erreichen.