Tatsächliche Mobilfunkemissionen häufiger messen
Berlin: (hib/VOM) Das Büro für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) schlägt vor, eine Netz von Monitoringsystemen zu schaffen, um Messdaten über die tatsächlichen Mobilfunkemissionen zu gewinnen und sie mit anderen hochfrequenten elektromagnetischen Feldern (EMF) vergleichen zu können. In ihrer Studie mit dem Titel "Gesundheitliche und ökologische Aspekte bei mobiler Telekommunikation und Sendeanlagen - wissenschaftlicher Diskurs, regulatorische Erfordernisse und öffentliche Debatte", die der Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung jetzt als Bericht ( 15/1403) vorgelegt hat, verweisen die Wissenschaftler darauf, dass die Mobilfunkstrahlung nur einen kleinen Teilbereich der gesamten elektromagnetischen Strahlung in der Umwelt darstellt. In naher Zukunft kämen weitere Strahlungsquellen hinzu wie Straßenmaut-Systeme, Pkw-Abstandsradar, Abrechnungssysteme im öffentlichen Personennahverkehr, Wetterradar oder Richtfunk. Alle beteiligten Akteure seien sich einig, heißt es in dem Bericht, dass ein Mehr an besserer Forschung und Information eine zentrale Rolle in der Risikokommunikation spielen sollte. Das Thema der Standortsuche bei Sendeanlagen habe vor allem deshalb an Bedeutung gewonnen, weil die Mehrzahl der Bevölkerung sich aus den Entscheidungsprozessen bei der Standortsuche ausgeschlossen gesehen habe. Die Beteiligung der Kommunen an den Netzplanungen biete die Chance, Einfluss zu nehmen.
Wie es in dem Gutachten heißt, ist die Besorgnis der Öffentlichkeit wegen der Mobilfunkstrahlung zum Teil durch die Verbreitung dieser Technik begründet, weil fast jeder prozentuell betroffen sei. Sie lasse sich aber auch darauf zurückführen, dass Telefone normalerweise in unmittelbarer Nähe zu empfindlichen Körperteilen wie Gehirn oder Auge benutzt werden und diese Nähe die Strahlung erhöht. Ein weitere Grund für die Besorgnis vieler Bürger sei der flächendeckende Aufbau des UMTS-Systems, das die Errichtung zahlreicher neuer Antennen erforderlich macht und die Bürger direkt mit dieser Entwicklung konfrontiert. Zudem habe die Öffentlichkeit meist wenig Mitspracherecht bei der Auswahl der Standorte für die Basisstationen. Zusätzlich kompliziert werde diese Situation dadurch, dass die möglichen Risiken von Sendeanlagen auch von denen getragen werden, die selber keine Mobiltelefone benutzen. Zum anderem fühlten sich auch Mobiltelefonierer durch Sendemasten in ihrer Gesundheit gefährdet. Unstrittig sei, dass elektromagnetische Wellen biologische Wirkungen verursachen können. Ob daraus nachteilige Folgen für die Gesundheit resultieren, sei dagegen umstritten. Es müsse klar zwischen einem biologischen Effekt und einer negativen gesundheitlichen Auswirkung unterschieden werden, betonen die Autoren. Manche Forscher sehen dem Bericht zufolge Hinweise, dass elektromagnetische Strahlung schwacher Intensität schwache "athermische" Effekte herbeiführen kann, wenn sie wie bei der Mobilfunktechnologie gepulst ist. Bei dieser Form der Strahlung könne es zu Effekten kommen, die unterhalb der gängigen Grenzwerte auftreten. Der Zusammenhang zwischen den gepulsten Sekundärfrequenzen der Mobilfunkstrahlung und bestimmten elektrochemischen Prozessen im menschlichen Körper könnte Anlass zur Beunruhigung geben, heißt es. Solange nicht klar sei, ob die vermuteten athermischen Effekte negative gesundheitliche Auswirkungen haben, sei ein Zusammenhang zwischen den Effekten und gesundheitlichen Problemen mancher Mobilfunknutzer nicht auszuschließen. Wäre ein solcher Zusammenhang wissenschaftlich nachgewiesen, müssten die Grenzwerte womöglich verändert werden. Entsprechend wäre auch über eine geringere Strahlungsintensität von Mobiltelefonen und Sendeanlagen nachzudenken.