"Damit ist die Bundeskulturstiftung keine ?Blackbox` mehr"
Berlin: (hib/WOL) Befriedigt hat sich die SPD am Mittwochabend über die Präsentation der Bundeskulturstiftung (BKS) im Fachausschuss geäußert, bei Aufgabenstellung und Spektrum der geförderten Projekte mit vier unterschiedlichen Ansätzen beispielhaft vorgestellt wurden. Damit sei die Bundeskulturstiftung "keine ?Blackbox` mehr, in die der Bund jährlich 37 Millionen Euro steckt". BKS-Präsidentin Hortensia Völckers hatte neben Verwaltungsdirektor Alexander Fahrenholtz den Sprechern von vier geförderten Projekten Gelegenheit gegeben, ihre Arbeit selbst vorzustellen.
Hellmut Seemann, Präsident der Stiftung Weimarer Klassik beschrieb das mit 3,4 Millionen Euro geförderte Ausstellungsvorhaben der Konferenz nationale Kultureinrichtungen zur "Topographie (ost)-deutscher Kultur von 1505 bis 2005", mit dem 23 der bedeutendsten Kultureinrichtungen in Ostdeutschland ab 3. Oktober 2005 in Bonn in einer bisher unerreichten Größenordnung und Qualität zeigen wollen, dass Ostdeutschland mit seiner Kultur und Historie einen wesentlichen Teil der europäischen Kulturgeschichte ausmacht. Katja Schneider, Direktorin der Galerie Moritzburg in Halle schilderte beim Ausstellungsvorhaben "LandArt - Wildflecken und Gartenreich" die Spannbreite von Bildern des Gartenreichs in Dessau gegenüber den Eindrücken der Industriebrache Eisenhüttenstadt. Mit seiner Premiere am 18. Juni will der italienische Regisseur Fernando Carpa ganz Wittenberg zur Bühne machen. Dabei lädt er das Publikum zu einem 3-Kilometer-Spaziergang mit 17 Bühnenbildern vor dem Schloss und anderen historischen Stätten sowie in sechs Privatwohnungen ein. Schauspieler und Laiendarsteller werden Martin Luther, Lukas Cranach, Thomas Müntzer, Giordano Bruno und andere frühere Bürger Wittenbergs neu erleben. Eine Facette vergangener Realität will Andreas Ludwig vom Dokumentationszentrum Alltagskultur mit einer Präsentation von 80.000 Alltagsobjekten zur "Alltagskultur in der DDR" bieten. Dazu haben Bürger aus den neuen Bundesländern dem Gegenstände aus 40 Jahren DDR-Alltag eingesandt und beschrieben, warum diese für sie wichtig waren haben.
In der Diskussion ging Völckers detailliert auf die von den Bündnis 90/Die Grünen angesprochene Frage des Verfahrens und der Betreuung von Antragstellern auf Förderung, auf die Zusammensetzung und Auswahlkriterien der elfköpfigen Jury sowie auf die Kontrollmöglichkeiten der verwendeten Mittel ein. Zum Wunsch der CDU/CSU nach mehr Transparenz über die Entscheidungen etwa hinsichtlich erheblich gestiegener Fördermittel für die "Berlin Biennale" erklärte die BKS-Präsidentin, das Vorhaben sei bisher unterfinanziert und wegen der bis zum letzten Moment ungewissen Fördersicherheit "chaotisch und ohne professionelle Voraussetzungen abgelaufen". Völckers berichtete von einer Vielzahl von Künstlern, die in Berlin leben und arbeiten, ihre Werke aber nicht zeigen können. Deshalb wolle man nun der Biennale die Chance geben, zu beweisen wie es funktionieren könne, wenn ausreichende Konditionen und Informationen vorhanden sind. Zur kritischen Anmerkung der SPD über die mangelnde öffentliche Präsenz der BKS sagte Völckers, "in Europa wird sehr viel über uns gesprochen", während von geförderten Künstlern die Erwähnung der BKS "irgendwie" verweigert werde, weil es doch "Staatsknete" sei. Dies schrecke sie aber nicht, denn "es ist etwas wunderbares, etwas zu pflegen, was gleichzeitig so staatsnah und staatsfern ist". Mit Hinweis auf die Tatsache, dass die BKS gerade erst vor drei Tagen ihren zweiten Geburtstag gefeiert habe, bat sie um etwas Geduld - schließlich seien die Goethe Institute gerade 50 geworden und habe damit etwas mehr Zeit gehabt, sich im Bewusstsein der Menschen zu etablieren.