Innenausschuss
Berlin: (hib/WOL) Bis zum März dieses Jahres hat die
Bundesstiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" den
weltweiten Partnerorganisationen für die Entschädigung
von Zwangsarbeitern circa 4,272 Milliarden Euro für rund
1.648.000 leitungsberechtigte Empfänger zur Verfügung
gestellt. Dies erklärte Vorstandsmitglied Günther
Saathoff in Vertretung des Vorsitzenden der Stiftung am
Mittwochvormittag in seinem mündlichen Bericht an die
Mitglieder des Innenausschusses. 98 Prozent der zur Verfügung
stehenden Mittel seien nun an die Partnerorganisationen ausgezahlt,
auch wenn damit noch nicht jeder einzelne berechtigte
Empfänger die Entschädigung in Gänze erhalten habe.
Abschlussprobleme zeigten sich etwa dadurch, dass es bei
Nachverfolgung zur Auszahlung der zweiten Entschädigungsrate
Verzögerungen geben habe, weil Leistungsberechtigte verstorben
seien und sich die Nachforschungen nach Rechtsnachfolgern
hinzögen. Ein Beispiel gebe eine Rückmeldung aus
Russland, wo in etwa 4.000 Fällen keine Auszahlung vorgenommen
werden konnte, weil Empfänger inzwischen nicht mehr
feststellbar waren. Mit allen Partnerorganisationen finde derzeit
ein Datenabgleich statt, um noch vorhandene freie Mittel aus nicht
benötigten Rücklagen für Verwaltungskosten oder aus
verfallenen Leistungsberechnungen zur Erhöhung der Kategorien
bei Leistungsberechtigten nutzen zu können. Insgesamt sei man
aber optimistisch und arbeite intensiv daran, die regulären
Auszahlungen bis September 2006 weitgehend abschließen zu
können. Bis zum 31.12.2006 erfolgten letzte
Auszahlungsanweisungen an die Partnerorganisationen, um die
Weitergabe an Betroffene bis Mai 2007 endgültig
abzuschließen. Mit den Rückflüssen aus Zinsen und
anderen Mitteln und verstärkt durch eine Spende der
Evangelischen Kirche seien auch die Gelder für die von der IOM
(Internationale Organisation für Migration) betreuten
Zwangsarbeiter gewährleistet worden. Die IOM, der
anfänglich 160 Millionen Euro "weggenommen" worden seien, habe
damit sämtliche Ansprüche der ersten und der zweiten
Entschädigungsrate voll an Berechtigte weitergeben
können. Hier habe man sich allerdings auf den Grundsatz
"Victims first" (Opfer zuerst) gehalten und Auszahlungen nur
vorgenommen, wenn direkt Betroffene das Geld erhalten konnten.
Rechtsnachfolger seien hier nicht bedacht worden. Mit der
endgültigen Ausschöpfung der Plafonds inklusive
zusätzlicher Zinsmittel sei beim Abschluss von einem
Gesamtvolumen von etwa 4,413 Milliarden Euro für den Bereich
Zwangsarbeit auszugehen. Dies bedeute in der Gesamtschau, dass noch
etwas 141 Millionen Euro bereit stünden. Dieser Betrag
entspreche dem Volumen, das dem Fonds "Erinnerung und Zukunft"
Projekte für die nächsten 15 Jahre oder länger zur
Verfügung stehen werde. Auf Fragen der Ausschussmitglieder
etwa zur Rechtssicherheit der Unternehmen sagte Saathoff, von den
ursprünglich 68 anhängigen Klagen seien alle beigelegt.
Bei derzeit noch bestehenden wenigen Einzelfällen werde eine
Einigung bis Ende 2006 erwartet, in Ausnahmefällen auch
später.