Ausschuss für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung/
Berlin: (hib/HIL) Das europäische Satelliten-Navigationssystem
Galileo soll in öffentlicher Trägerschaft aufgebaut
werden. Es habe sich gezeigt, so ein Vertreter der Bundesregierung
am Mittwochvormittag im Verkehrsausschuss, dass das Projekt "nicht
als Public-Private-Partnership (PPP) verwirklicht werden kann,
sondern wir brauchen die öffentliche Trägerschaft". Zuvor
hatte das Konsortium, das Galileo eigentlich aufbauen sollte, am
10. Mai eine letzte Frist verstreichen lassen. Die Bundesregierung
sei außerdem der Meinung, so deren Vertreter, "dass die
Aufbauphase in öffentlicher Trägerschaft wirtschaftlicher
laufen kann" als in Händen des Konsortiums. Er wies darauf
hin: Auch bei einer PPP-Lösung hätte das volle Risiko bei
der öffentlichen Hand gelegen. Aus Sicht der Bundesregierung,
die auch von der Europäischen Kommission präferiert
werde, sei die Entscheidung für einen staatlichen Aufbau des
kompletten Systems (Gesamtkonstellation von 30 Satelliten) die
beste Lösung, so das Verkehrsministerium. Zweifel daran, dass
die "öffentliche Hand es billiger hinkriegt"
äußerte die FDP. Wenn dies bei Galileo klappen
würde, so die Liberalen "wäre dass das allererste Mal".
Dabei sind sich die Liberalen mit den anderen Fraktionen einig,
dass - wie es aus Reihen der SPD hieß - "wir Galileo
brauchen". Galileo sei das europäische Innovationsprojekt,
hieß es einhellig. Zweifel an der Sinnhaftigkeit des
europäischen Satellitennavigationssystems äußerten
lediglich die Linken. Es sei möglicherweise der Zeitpunkt
gekommen, über einen Ausstieg aus dem Projekt Galileo
nachzudenken - zumindest als theoretische Frage, so die Linken. Es
sei ferner nicht einleuchtend, warum die Bundesregierung so klar
für die öffentliche Finanzierung plädiere; an
anderen Stellen - beispielsweise bei der Deutschen Bahn AG - sei
das Ziel, Leistungen zu privatisieren und bei Galileo argumentiere
man nun umgekehrt, kritisierte die Linksfraktion. Für die
CDU/CSU-Fraktion, die ebenfalls die Wichtigkeit des Projekts
betonte, ist Galileo "ein Paradebeispiel, wie Europa nicht
funktioniert". Es sei maßlos ärgerlich, so ein
Fraktionsvertreter, wenn sich das Konsortium beim Aufbau des
Systems verabschiede, beim Betrieb des Systems aber wieder dabei
sein wolle. Außerdem müssten sich die Verkehrspolitiker
"an der eigenen Nase packen", hieß es aus Reihen der Union.
Der Ausschuss habe sich in den vergangenen Jahren viel zu selten
ausgiebig mit dem Thema beschäftigt. Die Grünen betonten,
man müsse vor weiteren Entscheidungen klären, ob man mit
Galileo Geld verdienen wolle oder man es brauche für die
öffentliche Daseinsvorsorge. Nach Angaben des
Verkehrsministeriums geht die Europäische Kommission davon
aus, dass der öffentliche Aufbau von Galileo etwa 3,4
Milliarden Euro kosten wird. Für Deutschland bedeute dies
Mehrkosten in Höhe von 400 bis 480 Millionen Euro bis zum
Abschluss der Aufbauphase im Jahr 2012.