Süssmuth: Kanzlerschaft Merkels wichtig für Gleichberechtigung
Die frühere Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth sieht in der Kanzlerschaft von Angela Merkel (beide CDU) einen wichtigen Impuls für die Gleichberechtigung der Geschlechter. In einem Interview der Wochenzeitung „Das Parlament“ (Erscheinungstag 12. Februar) sagte Süssmuth: „Dass eine Frau Kanzlerin geworden ist, ist ganz entscheidend. Um etwas in den Köpfen von Menschen zu bewegen, braucht man Beispiele und Vorbilder.“ Gleichwohl löse Merkels Kanzlerschaft „nicht automatisch einen Schub für Frauen aus“, fügte die CDU-Politikerin hinzu. „Es gibt kaum Frauen in Führungspositionen“, sagte sie. Deshalb seien „in fast allen Bereichen nach wie vor Frauenquoten“ notwendig. Außerdem bedürfe es „der Solidarität der Frauen“ untereinander. „Allein geht gar nichts“, betonte die frühere Bundesfamilienministerin. Statt ausreichend Netzwerke zu bilden, vergäßen Frauen meistens die anderen, wenn sie auf der Karriereleiter aufsteigen.
Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann sieht mit Blick auf die Vertretung von Frauen in der evangelischen Kirche zwar einen enormen Fortschritt, mahnt aber zugleich weitere Verbesserungen an. „Drei Bischöfinnen unter 25 leitenden Geistlichen – das ist zuwenig“, betonte sie in einem Interview mit „Das Parlament“. Zudem fänden sich bei den 30.000 Hauptamtlichen „auch sehr viel mehr Frauen in den niedrigen Gehaltsklassen als Männer“, kritisierte Käßmann.
In einem weiteren Interview mit „Das Parlament“ sagte der Herausgeber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, Frank Schirrmacher, allein aus demografischer Sicht werde es künftig „überhaupt keine Alternative zur Berufstätigkeit von Frauen geben“. Unternehmen, die Frauen keine ausreichenden Angebote zur Kinderbetreuung und für flexiblere Arbeitszeiten machten, würden „es schwer haben, sie als Arbeitskräfte zu gewinnen“. Schirrmacher unterstrich: „Es ist gut, dass wir in diesen wirtschaftlichen Druck geraten werden und niemand mehr auf Frauen verzichten kann. Solche rationalen Zwänge bewirken mehr als moralische Debatten.“
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