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In Pressestellen ticken die Uhren ziemlich schnell

Isabella Pfaff
Isabella Pfaff.

Merkzettel im Büro
Merkzettel im Büro.

Wolfgang Gerhardt und Isabella Pfaff
Wolfgang Gerhardt und Isabella Pfaff.

FDP-Hefter
FDP-Hefter.

Isabella Pfaff auf dem Sofa
Isabella Pfaff.

FDP-Konferenzzimmer im Jakob-Kaiser-Haus
FDP-Konferenzzimmer im Jakob-Kaiser-Haus.

Isabella Pfaff, Pressesprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag, mag klare Entscheidungen, kreative Arbeit und interessante Herausforderungen.

Die 15-jährige Franziska schreibt im Internet über ein Ulmer Hilfsprojekt für Nicaragua und die Situation in dem lateinamerikanischen Land. Sie hat gut recherchiert und gibt als wichtige Informationsquelle eine Filmdokumentation mit dem Titel „Nicaragua“ an. Erst nach einem Gespräch mit Isabella Pfaff ist sie sicher, dass die Filmemacherin und die Pressesprecherin der FDP-Fraktion ein und dieselbe Person sind. Da wird man doch neugierig.

Fraktionspressestellen haben viel Ähnlichkeit mit Redaktionen: Wechsel von Hektik zu weniger Hektik, viele sich wiederholende Abläufe, große Mengen eingehender Informationen und rausgehender Meldungen, hohe Ansprüche an Aktualität, Qualität und Gebrauchswert der Informationen, die aus der Pressestelle kommen. Und so wundert es nicht, dass die Leiterin der Pressestelle ihre journalistischen und redaktionellen Erfahrungen nutzt, um die Arbeit effektiv zu gestalten.

Es gibt beispielsweise eine Chefin vom Dienst, kurz CvD genannt. Deren Hauptaufgabe ist es, stets auf dem Laufenden zu sein, was die Nachrichtenlage anbelangt, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen und für die einzelnen Bereiche der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zu sortieren. Solche Arbeitsteilung bewährt sich. Wichtig ist für Isabella Pfaff, die seit zweieinhalb Jahren als Pressesprecherin der FDP-Fraktion arbeitet, dass bei der Arbeitsteilung die Fähigkeiten der Mitarbeiterinnen und des einen Mitarbeiters wichtigstes Kriterium sind und dass alle flexibel genug sind, auch mal die Arbeit der Kollegin zu übernehmen.

Die 39-Jährige erweckt schnell den Eindruck von Professionalität. Das liegt an ihrer Art, über Arbeit zu sprechen, an ihrer Körpersprache, die Gelassenheit und Aufmerksamkeit zugleich vermittelt, und natürlich an ihrer beruflichen Biografie. Man gewinnt im Gespräch schnell den Eindruck, dass die Frau jederzeit und mit nur wenigen Minuten Vorbereitung vor das Mikro treten und eine Pressekonferenz leiten kann. Sie strahlt Sicherheit aus.

Was man ihr nicht auf den ersten Blick ansieht, ist eine ausgeprägte Abenteuerlust, die ihr solche Wünsche eingibt, wie zu Pferd durch den Gran Chaco zu reiten oder zu Fuß durch die Wälder des Amazonas zu wandern.

Das hat wohl etwas mit ihrer Zeit als Fernsehreporterin für die ARD zu tun, als sie sich oft mit Berichten und Reportagen aus Krisengebieten meldete. Es liegt sicher auch an ihren Erfahrungen, die sie als Moderatorin einer dreistündigen Livesendung beim Südwestrundfunk sammelte, als die Skripte immer nur Handreichungen und nie Drehbücher sein konnten. Und dann sind da noch die Erfahrungen aus Studienzeiten, die Isabella Pfaff in Tübingen und Kairo verbrachte.

Es liegt aber vielleicht auch an ihren weit fortgeschrittenen Kenntnissen der Kampfkunst Wing Tsun, die sie gegenwärtig nicht trainieren kann, weil die Zeit fehlt. Nun ist in einer Pressestelle nicht unbedingt Kampfkunst gefragt, aber die Kunst, Kämpfe auszufechten, kann die Dinge voranbringen und deshalb von Vorteil sein.

Eine Chefin, zwei Referentinnen und ein Referent, vier Sachbearbeiterinnen und in der Regel fünf Praktikanten bilden das Team der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Hinzu kommt ein externer Mitarbeiter, der sich täglich um die Aktualisierung der Website der FDP-Fraktion kümmert. Der einzige Mann im Team ist Isabella Pfaffs Stellvertreter. Er kümmert sich vorwiegend um PR-Angelegenheiten und Werbung, unterstützt von einer Referentin, zu deren Aufgaben auch das Internet gehört. Eine Pressestelle, auch die einer kleineren Fraktion, produziert viel: Pressemeldungen werden rausgegeben, Pressekonferenzen vorbereitet und durchgeführt, die Homepage ist immer auf dem neuesten Stand zu halten, die Abgeordneten werden über Pressespiegel und andere Informationswege auf dem Laufenden gehalten. Interviewtermine werden vereinbart, Statements eingeholt und an Journalisten weitergegeben, Broschüren und andere Werbematerialien produziert, Konzepte geschrieben, Recherchen gemacht. Erst kürzlich ist eine grafisch gut aufgemachte und interessant geschriebene Broschüre fertig gestellt worden, auf die man in der Pressestelle sehr stolz ist. Darin werden die FDP-Abgeordneten mit ihren politischen Anliegen, persönlichen und beruflichen Ambitionen vorgestellt. Texte und Fotos unterscheiden sich von vielem, was man sonst auf diesem Gebiet zu lesen bekommt – sie sind sympathisch, das ist wohl das treffendste Wort.

Isabella Pfaff legt großen Wert darauf, dass Arbeit Teamarbeit ist. Jeden Morgen findet eine Redaktionskonferenz statt – auch hier erkennt man die Journalistin – und zwei Mal am Tag kommen alle noch mal kurz ins „Hauptquartier“, um sich über die aktuelle Lage und die anstehenden Aufgaben zu informieren. So organisiert, bedarf es dann keiner Sitzungsmarathons mehr, um gutes Zusammenspiel hinzubekommen.

„Uns ist“, sagt die 39-Jährige, „noch nie ein wichtiger Termin verloren gegangen, weil hier alle mitdenken. Und wenn die eine mal im Stress was vergessen hat, wird garantiert eine andere wissen und darauf aufmerksam machen, dass es noch zu erledigen ist.“

Als Leiterin der Pressestelle ist Isabella Pfaff, neben der Aufgabe zu leiten, auch für das Büro des Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Gerhardt zuständig. Da gibt es Anfragen und zahlreiche Bitten um Interviews. An manchen Tagen klingelt das Telefon fast ununterbrochen. Überhaupt wird sehr viel telefonisch geklärt und abgewickelt. Journalisten wollen alles immer ganz schnell, eigentlich sofort haben. Redaktionsschlüsse sind zwingend und Nachlässigkeiten nicht erlaubt. Eine Pressesprecherin, die nicht sofort und wie versprochen zurückruft, ist keine gute Pressesprecherin. Verlassen kann sich Isabella Pfaff im Alltagsstress und beim Entwickeln neuer Konzepte und Ideen auf eine gute Zusammenarbeit mit dem Parlamentarischen Geschäftsführer der Fraktion, Jörg van Essen, und dem Fraktionsgeschäftsführer Manfred Eisenbach. Das schafft Sicherheit und hält den Rücken frei.

Als sie sich für die Arbeit bewarb, sagt Isabella Pfaff, sei sie sehr neugierig darauf gewesen, auf die andere Seite zu wechseln, nicht Journalistin zu sein, sondern eine, die Ansprechpartnerin für Medien ist und zudem eine Gruppe – die FDP-Fraktion – in der Öffentlichkeit repräsentieren soll. Ihr Vorteil ist, dass sie gut weiß, was Journalisten erwarten und wollen, dass Schnelligkeit und Seriosität der Informationen zählen und Wiederholungen tödlich sind.

Außerdem fiel die Bewerbung gerade in die Zeit des Wahlkampfes. Wie so etwas läuft, wenn man mittendrin ist und mitarbeitet, das wollte Isabella Pfaff unbedingt wissen. Interessant sind dann auch Wahlkampf und Arbeit wirklich geworden. Die notwendige Routine hat durch einen guten Anteil an kreativer Arbeit ein ausreichendes Gegengewicht. Verlangte die Arbeit nicht Kreativität, neue Ideen und das Vermögen, dafür dann auch andere zu begeistern, gefiele sie Isabella Pfaff nicht. Arbeit muss Spaß machen und Herausforderung sein. In der Wiederholung kann nicht die Erfüllung liegen. Und auch nicht darin, etwas auf die lange Bank zu schieben. Lange Bänke hasst die Pressesprecherin. Wenn ihr Gefühl sagt, dass jetzt etwas getan werden müsse, dann will sie damit auch beginnen.

Im Büro von Isabella Pfaff hängen an einer Pinnwand zahlreiche Titelseiten aus dem Magazin der „Süddeutschen Zeitung“ – Titel, die Bilder aus der Welt zeigen. An manchen Orten ist Isabella Pfaff schon selbst gewesen. Vielleicht gelingt es ihr in nächster Zeit wirklich mal, mit dem Postschiff durch China zu reisen oder mit einem Landrover durch die Sahara. Um die Seh-Süchte zu stillen und die Abenteuerlust ebenso.

Text: Kathrin Gerlof/Fotos: studio kohlmeier


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