„Gelernter“ Vizepräsident

Hermann Otto Solms (FDP)

Er sei, so meint er im Scherz, „der einzige gelernte Vizepräsident“ im Bundestag. Denn er hat das parlamentarische Handwerk in den 70er Jahren als persönlicher Referent bei Bundestagsvizepräsidentin Liselotte Funcke gelernt.

Hermann Otto Solms stammt aus einem uralten hessischen Adelsgeschlecht, doch darauf gibt es auf seiner Homepage keinen Hinweis. Wohl aber die Bilder, die Christine, eine seiner drei Töchter, gemalt hat und Fotos, die ihn auf dem Motorrad zeigen. Außerdem ist dort viel über Finanzpolitik zu finden, denn Solms ist leidenschaftlicher Finanzpolitiker und eine radikale Steuerreform ist für ihn „geradezu ein Herzenswunsch“.

Solms wird 1940 in Lich im Kreis Gießen geboren. Sein Vater fällt im Zweiten Weltkrieg. Nach Abitur, Wehrdienst und Banklehre studiert er Wirtschaftswissenschaften und Landwirtschaft. 1969 legt er die Diplomprüfung als Volkswirt ab, 1975 promoviert er als Agrarwissenschaftler. Seine „Bundestagslehrzeit“ bei Liselotte Funcke, der Vizepräsidentin und Vorsitzenden des Finanzausschusses, führt ihn noch nicht direkt in die Politik. Zwar ist er seit 1971 FDP-Mitglied, wird auch Kreisvorsitzender und 1975 Mitglied des Landesvorstands. Zunächst aber versucht er sich als Unternehmer, gründet 1976 eine Firma, die zunächst Videospielgeräte, später CAD-Entwicklungssysteme herstellt.

1980 wird er in den Bundestag gewählt und arbeitet im Finanzausschuss. Er wird stellvertretender Fraktionschef und Schatzmeister der FDP, 1991 Vorsitzender der Fraktion. Das war nach seinen Worten sein schönster Job, weil er konfrontativ und aufregend, gestaltend und produktiv war. 1998 übergibt er den Fraktionsvorsitz an den Parteivorsitzenden Wolfgang Gerhardt und wird ins Präsidium des Bundestages gewählt. Hermann Otto Solms (FDP) „Gelernter“ Vizepräsident

Erschienen am 01. Dezember 2005