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Cornelia Behm trifft Amparo de Triana, La Antonia, Peer Fritze und Julia Rimpau im Flamencostudio in Berlin-Schöneberg
Ein Besuch im Flamencostudio von Amparo de Triana ist eine Begegnung mit Spanien. Das liegt am Tanz. Natürlich. Flamenco ist pure Emotion und reine Leidenschaft. Anfang des 19. Jahrhunderts in den Armenvierteln andalusischer Städte entstanden, ziehen die Musik und der Tanz Menschen seit jeher in ihren Bann. Die Abgeordnete Cornelia Behm lässt sich verzaubern. Sie schaut den Tänzerinnen La Antonia und Julia Rimpau zu und sagt: „Da bekomme ich sofort Sehnsucht nach Spanien.”
Amparo de Triana hat oft Sehnsucht nach Spanien. Sie ist eine Deutsche. Das möchte man eigentlich nicht glauben. Um das Wortspiel zu wagen: Amparo de Triana kommt einem spanisch vor. Nicht nur des Namens wegen, der ein Künstlerinnenname ist. Seit 1971 beschäftigt sie sich mit Flamenco. Damals studierte sie Tanz an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover. Von Kindheit an war es ihr Traum zu tanzen. Und sie hat sich diesen Traum hart erarbeitet und erfüllt.
1971 wird Amparo de Triana von José de Udaeta für diesen spanischen Tanz entdeckt. Sie fährt, so oft es geht, nach Barcelona und Madrid, nimmt Unterricht, macht 1976 ihre Ballettmeisterprüfung und eröffnet 1977 eine Ballettschule mit Flamencostudio. Träume erfüllen sich. Und lösen sich vorerst in Luft auf, als gesundheitliche Probleme sie dazu zwingen, die Ballettschule zu schließen. Amparo de Triana fängt an, Medizin zu studieren, besteht 1980 das Physikum. Gibt es Wunder? Die gesundheitlichen Probleme gehen, wie sie gekommen waren: unverhofft. Amparo de Triana kann wieder tanzen und wandert 1981 mit einem Gitano Canastero nach Spanien aus. Canastero heißt „Korbflechter”. Mit ihm lebt und arbeitet die deutsche Tänzerin, geht auf Tourneen und wird 1983 ihrer außergewöhnlichen Begabung wegen als erste Ausländerin in Sevilla, der Hochburg des Flamenco, engagiert. Im berühmten Los Gallos. Verträge werden dort in der Regel für sechs Monate abgeschlossen. Amparo de Triana bekommt ein Angebot für zwei Jahre. Eine deutsch-spanische Geschichte ist das.
Cornelia Behm ist neugierig auf solche Geschichten. Sie will mehr über den Tanz wissen, bei dem die Tänzer und Tänzerinnen bestimmen, was gespielt wird. „Woher weiß der Gitarrist dann, was er tun soll”, fragt die Abgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen. „Instinkt”, sagt die Tänzerin und lacht.
Hier begegnen sich zwei Frauen, die trotz unterschiedlichster Lebenswege schnell miteinander ins Gespräch kommen. Die Abgeordnete Behm, von Beruf Agraringenieurin, hat sich 1998 in Spanien verliebt. „Es gibt dort so unterschiedliche Landschaften, alle sind schön, am schönsten ist die Region Kastilien und da die Stadt Salamanca, und ich habe in einem Nationalpark zum ersten Mal Bienenfresser gesehen.” Eine Frage steht im Raum. „Das sind bunte, wunderschöne Vögel.” Die einen seltsamen Namen tragen, findet Amparo de Triana.
Cornelia Behm trifft Amparo de Triana, La
Antonia, Peer Fritze und Julia Rimpau (v. l. n. r.) im
Flamencostudio in Berlin-Schöneberg (© DBT/studio kohlmeier)
Cornelia Behm hat sich nach eigenem Bekunden bislang in dem Land immer verständigen können, trotz geringer Sprachkenntnisse. „Das geht, die Menschen sind offen und freundlich. Aber die Sprache will ich trotzdem lernen.”
Es gebe in Spanien, sagt die Abgeordnete, einen beeindruckend anderen Umgang mit alten Menschen, denen hohe Wertschätzung entgegengebracht werde. Amparo de Triana weiß darum und hat es während ihres Lebens in Spanien und als Teil einer Volksgruppe, in der die Familie eine große Rolle spielt, erfahren: Familie ist Halt, und Alter ist Weisheit.
Dann reden die beiden über Erdbeeren. Und später über Wasser. Erdbeeren aus Spanien sind irgendwie Symbol eines Europas, in dem fast alles zu haben ist, aber nicht immer zu umweltverträglichen Bedingungen. Erdbeeren, Wasserknappheit, ökologisches Gleichgewicht, das sind Themen, über die Cornelia Behm leidenschaftlich diskutieren kann. Und Amparo de Triana nicht minder: „Ich habe in Spanien oft erlebt, dass schon morgens um acht das Wasser weg war.” So sitzen die beiden Frauen im Tanzsaal vor Spiegelwänden und reden über Versiegelung, Regenwasser, Entwässerung und Kläranlagen. Sie kommen auf schönsten Umwegen zum Thema Frauen in der Politik und nehmen kurz die Männer ins Visier. Beim Machismo ließe sich verweilen, aber das muss nicht sein. Lieber noch ein wenig Geschichte des Flamenco. Amparo de Triana hat Spanien kennengelernt, da lebte Franco noch. Ein anderes Land war das, in dem Willkür herrschte, in dem Minderheiten ein schweres Los zu tragen hatten.
Wie kommt man von da auf die europäische Flüchtlingspolitik? Das weiß im Nachhinein niemand. Aber logisch ist es trotzdem. Man spricht über Europa und die Menschen, die nach Europa wollen und von denen viele wieder zurückgeschickt werden. Man redet darüber, wie wichtig es ist, sich kennenzulernen. Voneinander zu erfahren, neugierig aufeinander zu sein.
Amparo de Triana wird im nächsten Jahr endlich wieder nach Sevilla fahren können, zu einem Flamencofestival. „Mein Herz hängt an Sevilla.” Das versteht Cornelia Behm. Schließlich hat sie beim Zuschauen und Zuhören mindestens eine kleine Sehnsucht bekommen. Vielleicht auch eine große.
Fläche: 504.646
Quadratkilometer
Einwohner: rund 44,7 Millionen
Währung: Euro
Hauptstadt: Madrid
Amtssprache: Spanisch (regional Katalanisch,
Baskisch, Galizisch, Valenzianisch)
Staatsform: parlamentarische Monarchie
Nationalhymne: Marcha Real
(„Königlicher Marsch”)
Kfz-Kennzeichen: E
Telefonvorwahl: +34
EU-Mitglied seit: 1986
Nationalfeiertag: 12. Oktober (Entdeckung Amerikas
durch Christoph Kolumbus 1492)
Interessant: Viele spanische Familien haben neben
ihrer Wohnung in der Stadt ein Wochenendhaus auf dem Land. Ende
2005 gab es 23,7 Millionen Wohnungen und 15,3 Millionen
Haushalte.
Fraktion: Bündnis
90/Die Grünen
Geboren: 20. September 1951 in Kleinmachnow
(Brandenburg)
Wohnort: Kleinmachnow
Ausbildung: Landwirtschaftlich-Technische
Assistentin, Studium der Agrarökonomie
Beruf: Diplom-Agraringenieurin
Familie: verheiratet, zwei erwachsene Kinder
Stv. Vorsitzende der Deutsch-Spanischen Parlamentariergruppe
cornelia.behm@bundestag.de
www.cornelia-behm.de
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Text: Kathrin Gerlof
Erschienen am 11. Mai 2007