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Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg trifft Christopher Todd in dessen Berliner Atelier
Christopher Todd ist ein Künstler und somit ein Weltbürger, ein Sammler und somit ein eigenwilliger Mensch, ein Sehnsüchtiger und somit im Herzen ein Seefahrer, ein Teetrinker und somit nachweislich ein echter Engländer, ein gelernter Krankenpfleger und somit ein alltagserfahrener Mann.
Christopher Todd malt Bilder in kräftigen, explosiven und rauschenden Farben. Er malt große Themen und kleine Alltäglichkeiten. Seine Bilder fallen oft aus dem Rahmen. Im Wortsinn, denn das Gemalte hält sich nicht an Formate und lässt sich oft schwer bändigen. So sieht das Atelier in der Wohnung des 1958 in England geborenen Christopher Todd auch aus. Es wirkt, als wären um all die Bilder und Farben und Materialien ein paar Wände gebaut worden, die man jederzeit verschieben kann.
Der Rest der Wohnung in der Nähe des Berliner Olympiastadions musste sich der Sammelleidenschaft des Bewohners unterordnen. Schiffsmodelle auf den Schränken, Bilder von der Seefahrt an Wänden, eine beachtliche Instrumentensammlung, Matchboxautos, eine Schiffslampe von der vorletzten Yacht der Königin sind nur eine kleine Auswahl der gesammelten Dinge. „Ich muss”, sagt der aus Portsmouth stammende Künstler, „wohl oder übel ein paar Dinge verkaufen. Der Platz wird knapp.” Er sieht dabei nicht aus, als könnte er dieses Vorhaben in die Tat umsetzen.
Die ersten zehn Lebensjahre hat Christopher Todd in der südenglischen Hafenstadt Portsmouth verbracht, danach ging es nach Berlin. Eigentlich wollte er Medizin studieren. Weil da die Wartelisten sehr lang waren, lernte er erst einmal Krankenpfleger, um anschließend Kunstwissenschaft und Malerei zu studieren. In der Krankenpflege ist er heute noch tätig, in der Diakoniestation des Potsdamer Oberlinhauses. Das tut dem künstlerischen Schaffen keinen Abbruch. Christopher Todd könnte ohne die Malerei nicht leben.
Der Abgeordnete Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg ist angetan von Todds Bildern. „Sie müssen mir unbedingt ein paar von Ihren Katalogen schicken”, sagt er, und das klingt nicht wie eine höfliche Geste. Der Abgeordnete schaut sich im Atelier um und stellt Fragen. Und er erzählt, woher seine Bindung an das United Kingdom rührt. „Ich habe in Edinburgh studiert, meine Schwägerin ist Schottin, ich bin mit der englischen Sprache aufgewachsen, und ich schätze sehr viel am UK.” In der Reihenfolge der schätzenswertesten Dinge nennt der aus München stammende CDU/CSU-Parlamentarier die Koppelung von intellektueller Kraft und Humor, den Sportsgeist in allen Lebensdingen und -lagen, die beeindruckend schöne Landschaft, die Fähigkeit, Stil und Tradition zu wahren, und die große Selbstständigkeit der Briten und der Schotten. Christopher Todd ist beeindruckt von so gut begründeter Zuneigung zu seinem Heimatland. Außerdem stellt er gerade fest, dass auch Guttenberg Seebilder, oder besser, Bilder von Segelschiffen sammelt. Das ist ein schöner Zufall. Fußball spielen sie auch beide.
Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg (oben
rechts) trifft Christopher Todd in dessen Berliner Atelier (©
DBT/studio
kohlmeier)
Der Abgeordnete Guttenberg erzählt, dass seine erste Erinnerung an das Vereinigte Königreich allerdings eher eine schmerzliche ist. Mit drei Jahren hatte er bei einem Aufenthalt in London einen Streit mit dem jüngeren Bruder, besser eine Rauferei, bei der sich Karl-Theodor die Elle eines Armes brach. Das war 1974. „Zu der Zeit war ich ein absoluter Hypochonder”, erzählt er augenzwinkernd. „Niemand nahm mir den schmerzenden Arm ab. Ich musste sogar weiter Klavier üben.” Diese Geschichte gefällt dem Künstler. Sie fällt aus dem Rahmen.
Und augenzwinkernd ist auch der Satz des Abgeordneten gemeint, er habe sich inzwischen auch an das englische Essen gewöhnt. „Das englische Frühstück ist großartig, und danach braucht man ja auch nichts mehr, um über den Tag zu kommen.” Christopher Todd findet, dass die hohe Teekultur ausreichend Entschädigung für den einen oder anderen kulinarischen Mangel biete. Darin sind sich beide einig. Miteinander Tee trinken ist immer ein Freundschaftsangebot.
Die deutsch-britische Freundschaft ist für den Abgeordneten wie für den Künstler sowieso eine feste, wachsende und unerschütterliche Größe. Das deutsch-britische Verhältnis habe schon lange eine Motorfunktion für die europäischen Beziehungen, sagt Freiherr zu Guttenberg. Er bemühe sich gegenwärtig, auch in seiner Funktion als Vorsitzender der Deutsch-Britischen Parlamentariergruppe, gemeinsam mit anderen Partnern etwas für die Belebung des Jugendaustausches zu tun. Der sei wichtig, um das Bild, das junge Britinnen und Briten von Deutschland haben, richtig zu zeichnen. Der Abgeordnete und der Künstler wissen beide, dass hier noch oft ganz althergebrachte Vorurteile herrschen. „Wir sollten mehr und öfter kulturelle Brücken schlagen”, sagt Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg und dreht eine letzte Runde durch das Atelier des Malers Christopher Todd.
Der hätte jetzt gern noch Tee gekocht für den Abgeordneten. Aber dafür reicht die Zeit nicht. „Schicken Sie mir Ihren Katalog”, mahnt Guttenberg noch einmal und macht sich auf den Weg. Christopher Todd wird es tun.
Fläche: 244.820
Quadratkilometer
Einwohner: rund 60,2 Millionen
Währung: Pfund Sterling
Hauptstadt: London
Amtssprache: Englisch (regional Walisisch,
Schottisch-Gälisch)
Staatsform: Konstitutionell-parlamentarische
Monarchie
Nationalhymne: Nationalhymne: God
Save the Queen („Gott schütze die
Königin!”)
Kfz-Kennzeichen: GB
Telefonvorwahl: +44
EU-Mitglied seit: 1973
Nationalfeiertag: Zweiter Samstag im Juni
(offizieller Geburtstag der Queen)
Interessant: Rund 25.000 verschiedene Kneipennamen
gibt es in GB, der häufigste Name ist „The Red
Lion”.
Fraktion: CDU/CSU
Geboren: 5. Dezember 1971 in München
(Bayern)
Wohnort: Guttenberg (Bayern)
Ausbildung: Studium der Rechts- und
Politikwissenschaften
Beruf: Jurist, Geschäftsführer
Familie: verheiratet, zwei Kinder
Vorsitzender der Deutsch-Britischen Parlamentariergruppe
karl-theodor.guttenberg@bundestag.de
www.zuguttenberg.de
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Text: Kathrin Gerlof
Erschienen am 11. Mai 2007