BUNDESAUFSICHTSAMT FÜR DAS KREDITWESEN "Internes Rating ist für deutsches Kreditgewerbe der Königsweg"(fi) Ein "internes Rating" ist für das deutsche Kreditgewerbe der Königsweg. Dies hat der Vizepräsident des Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen, Jochen Sanio, am 5. April im Wirtschaftsausschuss betont. Sowohl der Wirtschafts- als auch der Finanzausschuss befassten sich an diesem Tag mit den Beratungen des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht über die künftigen Eigenkapitalanforderungen für Kreditinstitute. Die Verhandlungen in Basel werden vom Bundesaufsichtsamt und von der Bundesbank geführt. Nach der jetzigen Eigenkapitalvereinbarung des Baseler Ausschusses sind Risiko-Aktiva der Kreditinstitute mit acht Prozent Eigenkapital zu unterlegen. Der Baseler Ausschuss ist bei der Bank für internationalen Zahlungsausgleich angesiedelt und von den Notenbankgouverneuren der zehn führenden Industrienationen (G 10) besetzt. Er besteht aus Vertretern der Bankenaufsichtsbehörden dieser Länder sowie Luxemburgs. Die Baseler Eigenkapitalvereinbarung enthält Empfehlungen an international operierende Kreditinstitute dieser Länder. Sie wurde von rund 100 Staaten übernommen. Im vergangenen Juni hatte der Baseler Ausschuss ein Konsultationspapier erarbeitet mit dem Ziel, die Risiken aus Bankgeschäften differenzierter zu gewichten. Die individuelle Bonitätseinstufung (Rating) eines Unternehmens soll extern durch eine Rating-Agentur oder intern durch eine hierzu besonders qualifizierte Bank stärker differenziert werden. Nach den Worten Sanios verhandelt das Bundesaufsichtsamt derzeit in Basel "für den Mittelstand, das Herz der deutschen Wirtschaft". Zwar sei im Moment alles auf dem rechten Weg, doch lauerten hinter vielen Details noch Gefahren. Das "interne Rating" sollte als Methode ursprünglich nur für so genannte "sophisticated players" zugelassen werden, erstklassige Unternehmen also. Rating-Agenturen seien überwiegend amerikanische Unternehmen mit einer anderen "Rating-Kultur", in der vor allem die jährlich steigenden Gewinne in den Blick genommen würden. Die Inanspruchnahme einer externen Agentur würde die Kosten eines Kredits für die Unternehmen weiter verteuern. Das interne Rating durch die Bank würde dazu führen, so Sanio, dass Unternehmen mit der besten Risiko-Einstufung vielleicht nur noch eine Eigenkapitalunterlegung von 0,4 Prozent gegenüber jetzt 8 Prozent benötigten. Wenn die Banken diese niedrigere Eigenkapitalbindung weitergäben, würde dies die Kredite für Unternehmen mit guter Risikoeinstufung verbilligen, sagte der Vizepräsident. Umgekehrt könnten sich Kredite für Unternehmen in der Krise auch verteuern. In Basel trete man für viel Flexibilität und gegen eine detaillierte Ausarbeitung ein. Es werde für die Kreditinstitute den Druck geben, ihre Kreditnehmer realistisch einzuschätzen, so Sanio. Das Wirtschaftsministerium kündigte zum Jahresende ein neues Papier des Baseler Ausschusses an. Externe Ratings seien für Großbanken, nicht aber für Genossenschaftsbanken und Sparkassen geeignet. Man sei froh, dass der Diskussionsprozess auf eine Zulassung des internen Ratings durch die kreditgebende Bank hinauslaufe. Nach Angaben der SPD-Fraktion waren kleine und mittlere Unternehmen in "heller Aufregung" wegen der geplanten externen Ratings. Es sei gut, dass dies nun "abgehakt" sei, so die Fraktion. Die CDU/CSU verwies auf die "intensive mittelständische Struktur" im produzierenden Gewerbe in Deutschland und auf die mittelständisch geprägte Bankenstruktur. Sorgen bereite die Situation der Existenzgründer, wenn Kredite je nach Risiko unterschiedlich teuer werden. |