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Ein Sack Wahlkreiserde
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Wolfgang Thierse und Hans Haacke packen an. |
Als Erster streute Bundestagspräsident Wolfgang Thierse Erde aus seinem Berliner Wahlbezirk in den großen Holztrog. Damit gab er dem Kunstwerk mit der Inschrift "Der Bevölkerung" seinen eigentlichen Sinn. "Dieses Werk will einen Klärungsprozess anstoßen, einen Prozess, der sich im Widerstreit mit den Meinungen weiterentwickelt und dessen Ende durchaus offen ist", sagte Thierse bei der Übergabe am 12. September im Lichthof des Reichstagsgebäudes. Die ausgelöste Kontroverse regt nach den Worten des Präsidenten zum fruchtbaren Nachdenken an. Gemeinsam mit dem Künstler leerte er den etwa einen Zentner schweren Jutesack.
Der Künstler Hans Haacke hatte alle Bundestagsabgeordneten eingeladen, Erde aus ihren Wahlkreisen in die 21 mal sieben Meter große Holzeinfassung am Boden des Nordhofes zu bringen. Mit der Inschrift "Der Bevölkerung" möchte Haacke einen Kontrapunkt zu der Widmung "Dem Deutschen Volk" über dem westlichen Reichstagsportal setzen. Nach seinen Vorstellungen soll deutlich werden, dass das Grundgesetz und die im Bundestag beschlossenen Gesetze alle in Deutschland lebenden Menschen schützen.
Die Entscheidung des Bundestages für das Kunstwerk im April dieses Jahres war denkbar knapp ausgefallen. Über 200 Abgeordnete haben angekündigt, den Trog mit Erde aus ihren Wahlkreisen zu füllen. Viele Parlamentarier sehen das Projekt allerdings sehr kritisch und wollen sich nicht beteiligen.
Der Künstler Haacke setzt keinen Endtermin für die Fertigstellung des Projekts: "Solange Abgeordnete demokratisch in das Parlament gewählt werden, bleibt die Einladung, Erde aus dem Wahlkreis nach Berlin zu bringen, bestehen."