ANHÖRUNG DES TOURISMUSAUSSCHUSSES
Hohe Attraktivität des Kongress- und Messestandortes sichern
(to) Der Messestandort Deutschland muss seine "hohe Attraktivität" für ausländische Aussteller und Besucher bewahren. Dies betonte der Geschäftsführer des Ausstellungs- und Messeausschusses der deutschen Wirtschaft (AUMA) für den Bereich Inlandsmessen, Peter Neven, am 5. März in einer öffentlichen Anhörung des Tourismusausschusses. Thema der Veranstaltung im Internationalen Congress-Centrum in Berlin während der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) war der Messe- und Kongresstourismus.
Deutschland habe bei internationalen Messen im eigenen Land zur Hälfte ausländische Aussteller, sagte Neven. Der AUMA werbe im Ausland für den Messeplatz Deutschland und um Aussteller, hole aber selbst keine Messen ins Land. Neven sowie andere Sachverständige bemängelten, dass die Erteilung von Visa für ausländische Aussteller besser funktionieren könnte. In den letzten Jahren seien vor allem Visa-Anträge osteuropäischer und chinesischer Aussteller und Besucher nur zögerlich bearbeitet worden, so Neven in seiner schriftlichen Stellungnahme. In Einzelfällen sei es sogar dazu gekommen, dass Visa nicht rechtzeitig vor Messebeginn erteilt wurden.
84 Milliarden DM Umsatz
Karl-Heinz Richter, Geschäftsführer des German Convention Bureaus (GCB) berichtete, dass 63 Millionen Teilnehmer an Tagungen und Kongressen 1999 in Deutschland zu 65 Millionen Übernachtungen geführt hätten, wobei ein Umsatzvolumen von 84 Milliarden DM erzielt worden sei. Der Kongress- und Tagungsmarkt fördere den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Deutschland enorm, sagte Richter. Er bestätigte, dass der Trend zu kürzeren, aber intensiveren Veranstaltungen gehe.
Nach den Worten des Vorsitzenden der Geschäftsführung Messe Berlin GmbH, Raimund Hosch, bringt der Messe- und Kongresstourismus viel Geld in die Kassen von Bund, Ländern und Gemeinden. Deutschland sei stärkstes Messeland, weil man hier den Bau von Messegeländen sehr gefördert habe. Hosch bedauerte die "enge Reglementierung" für Messeveranstaltungen durch das Arbeitszeitgesetz. Was die Ausbildung angeht, so lobte er ausdrücklich die Berufsakademie in Ravensburg (Baden-Württemberg), mit der man gute Erfahrungen gemacht habe. Er würde sich mehr solcher Einrichtungen wünschen, sagte Hosch.
Manfred Wutzlhofer, Vorsitzender der Geschäftsführung Messe München GmbH, würdigte die Stabilität von Inhalt, Standort und Veranstaltern im deutschen Messetourismus. Nach Ansicht Wutzlhofers gibt es im "Euroland" vor allem am Mittelmeer attraktive Standorte für Messen, so dass sich Deutschland wettbewerbsfähig halten müsse. Es sei eine regionale und lokale Aufgabe, in den Messestandort zu investieren. Die Qualität der Dienstleistungen müsse gesteigert werden, auch wenn man im Messewesen weltweit führend sei.
Wutzlhofer regte das Berufsbild eines Messe- oder Kongressfachwirts und -technikers in Anlehnung an den Veranstaltungsfachwirt und -techniker an. Dafür gebe es einen "breiten Bedarf". Auf dem Markt herrsche ein Verdrängungswettbewerb, da wenige Fachleute vorhanden seien. Auch Wutzlhofer bezeichnete die Arbeitszeitregelung als "Handicap". Im Messe- und Kongresswesen wäre eine Ausnahme dringend erforderlich, weil es hier um einzelne Projekte für wenige Tage im Jahr gehe.
Wachstum durch das Internet
Der Abteilungsleiter Kongresse der Messe Leipzig, André Kaldenhoff, wies darauf hin, dass das Veranstaltungsspektrum durch das Internet wächst. Dennoch könne kein Computer die menschlichen Begegnungen ersetzen. Messen und Kongresse müssten ihren Charakter dadurch aber erheblich verändern. Erforderlich seien Konzepte, die den Ansprüchen der heutigen Dienstleistungsgesellschaft entsprechen. Neben dem klassischen Kongress- und Tagungsgeschäft werde das Firmengeschäft und der Bedarf an exklusiven Veranstaltungen zunehmen. Der Geschäftsführer der Tourismus GmbH Eisenach, Sven-Olaf Brüggemann, erinnerte daran, dass der Bau von Kongresszentren häufig eine Prestigefrage sei. Der Bedarf sei weitgehend gedeckt, so Brüggemann. Nun gehe es darum, diesen Bestand an Kongress- und Messekapazitäten zu sichern und zu sanieren. Expansion sei nicht das Gebot der Zeit. Die Kapazitäten reichten aus und sollten noch besser ausgelastet werden.