Die Funktionen
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Die Bibliotheksrotunde. |
Der 23 Meter hohe Bundestagsneubau beherbergt das parlamentarische Gedächtnis und wird zugleich wissenschaftliches Dienstleistungszentrum für die Abgeordneten des Bundestages sein. Die Parlamentsbibliothek, die Pressedokumentation, das Parlamentsarchiv sowie das Sach- und Sprechregister finden hier erstmals seit ihrem Bestehen Raum unter einem Dach. Ein Anhörungssaal mit Galerie wird vor allem der Ausschussarbeit dienen. Mit den Fachbereichen arbeitet ein großer Funktionsbereich der Wissenschaftlichen Dienste von nun an im Gebäude. Büros und Besprechungsräume komplettieren den Arbeitsort, an dem auch die Postdienste, die Reisestelle und der Fahrdienst des Bundestages untergebracht sein werden. Deutsche Post und Deutsche Bahn werden mit kleinen Filialen ebenso präsent sein wie ein Reisebüro. Eine Terrasse mit Skulpturenschmuck und ein großer Ausstellungsraum unterhalb der Terrasse und der Freitreppe werden öffentlich zugänglich sein und allen einen wahrlich spektakulären Blick über die Spree, auf das Reichstagsgebäude und in alle Himmelsrichtungen ermöglichen.
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Die das Haus von nun an in Besitz nehmen und nutzen, sind auf unterschiedlichste Art und Weise begeistert, erstaunt oder auch einfach nur erleichtert über all die Dinge, die nun besser werden und schöner sind: die kürzeren Wege, die guten Arbeitsbedingungen, die neuen Ausblicke. Hartmut Zimmer, Leiter der Postdienste, in denen rund 10.000 Postsendungen pro Tag sortiert und verteilt werden, gehört zu den Ersten, die einziehen: „Wir haben Licht, schöne Räume, die Architektur ist unglaublich beeindruckend, und vieles wird viel einfacher. In Bonn waren wir zeitweilig in 130 verschiedenen Liegenschaften, da ist das Postauto manchmal wegen eines Briefes Kilometer gefahren. Manche Mitarbeiter aus der Abteilung hat man ein Jahr lang nicht gesehen. Das neue Haus bringt uns zusammen.“
Gesammeltes Wissen – dokumentierte Medien
Man könnte das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus auch als Haus der Wissenschaften bezeichnen, denn es ist Heimstatt großer Funktionsbereiche der Wissenschaftlichen Dienste, einer von drei Abteilungen innerhalb der Verwaltung des Bundestages, in der rund 500 Mitarbeiter beschäftigt sind. All jene, die in der Unterabteilung Wissenschaftliche Dokumentation arbeiten, werden dies von nun an im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus tun können. Ebenso die Frauen und Männer der seit 1997 existierenden Hotline W, einer zentralen Auftragsannahmestelle der Wissenschaftlichen Dienste, die Anfragen der Abgeordneten entweder an entsprechende Fachbereiche oder an die Bibliothek weiterleitet oder durch eigene Recherchen beantwortet. „Es wird ein Haus der kurzen Wege“, sagt Hans Leptien, Leiter der Unterabteilung Wissenschaftliche Dokumentation, „und wir freuen uns alle auf diese neue Arbeitsstätte, weil der über Jahre währende Spagat zwischen Bonn und Berlin, trotz aller Anstrengungen, oft zu Reibungsverlusten geführt hat. Wir waren immer stolz darauf, dass die Abgeordneten diese zu überbrückenden 622 Kilometer nur selten gespürt haben, aber es hat viel Kraft gekostet. Nun wird es zum Beispiel wieder eine Sofortausleihe geben – zwanzig Minuten, und das gewünschte Buch ist da.“
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Kurze Wege gibt es von nun an auch für die Mitarbeiter der Pressedokumentation, die jeden Morgen Informationen zu allen Themen der Politik in einer elektronischen „Pressemappe“ zusammenstellen und über das Intranet des Bundestages verbreiten. Darüber hinaus werden seit 1999 täglich rund 750 Presseartikel aus 60 Zeitungen, Magazinen und Pressediensten des In- und Auslandes erfasst, mit Schlagworten versehen und für die Recherche im Intranet aufbereitet. Im Pressearchiv, das seit 1950 geführt wird, liegen 23 Millionen Presseausschnitte bereit. Darunter befindet sich auch eine der größten Karikaturensammlungen in Deutschland.
In der Pressedokumentation liegen 23 Millionen Ausschnitte bereit.
Ein Traum von einer Bibliothek
Noch nie war die Bibliothek des Bundestages so gut untergebracht, wie sie es jetzt sein wird. Dabei ist sie inzwischen nach Washington und Tokio die weltweit drittgrößte Parlamentsbibliothek. Weit über 1,2 Millionen Bände, zirka 9.300 Periodika, Spezialsammlungen von Parlamentsmaterialien und Amtsdruckschriften sind in ihrem Besitz. 1949, im Jahr null der Einrichtung, waren es 1.000 Bücher. Jährlich kommen rund 21.000 neue Bände hinzu. In Bonn waren all diese Schätze auf acht verschiedene Liegenschaften verteilt, nur ein geringer Teil davon, geradezu eine Handbibliothek, konnte vor Fertigstellung des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses nach Berlin gebracht werden. Nun kommt nach und nach all das aufgeschriebene, gedruckte, gesammelte und gehütete Wissen an einen Ort. Sichtbares Herzstück dieser geistigen Reichtümer ist die Bibliotheksrotunde, gegliedert in fünf Ebenen, darunter eine Auskunfts- und Beratungsebene, ein Lesesaal und die darüber liegende Galerie. 22.000 Bände finden in der Rotunde Platz. In den Untergeschossen des Hauses sind die Magazine untergebracht, bestückt mit auf Schienen laufenden „Verfahrregalen“, eine Bezeichnung, die nichts mit Orientierungslosigkeit zu tun hat, sondern mit der Leichtgängigkeit der Möbel. Während es in Bonn geradezu akrobatischer Fähigkeiten bedurfte, um einen Folianten von einem unteren Regalbrett zu nehmen, liegen die Dinge unter dem neuen Dach weitaus einfacher. „Wir sind“, sagt Ursula Freyschmidt, Leiterin des Bereiches Benutzung und Information, „begeistert von dem Haus, seinen Räumlichkeiten, von der Rotunde, die solch ein schöner Ort zum Arbeiten und Lesen ist, und von den Möglichkeiten, den eindrucksvollen Bücherfundus der Bibliothek zu präsentieren.“
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In langen, sanft geschwungenen Schränken befindet sich zum Anschauen, Nachschlagen, Anfassen und Bewundern ein weiterer Schatz der Bibliothek: der Kartenkatalog, auf dem der Bestand bis 1986 registriert ist. Kein Computer wird jemals den Charme ersetzen können, den diese Art von Recherche hat: mit dem Zeigefinger die auf Stangen gesetzten Karten blättern, bis man am Ziel seiner Wünsche ist.
Neben der Katalogisierung, Archivierung und Pflege der Bestände bieten die insgesamt 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bibliothek einen umfangreichen Informationsservice für das Parlament und übernehmen Materialrecherchen sowie Literaturzusammenstellungen.
Quellen zur Geschichte
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Verfahrregale im Magazin. | ||||||||||
Unschätzbaren Wert haben auch die Bestände des Parlamentsarchivs und des Sach- und Sprechregisters, ohne die all die fachlichen Veröffentlichungen kaum erschließbar wären. Beide bieten eine Fülle von Quellen zur Geschichte des Bundestages und der Bundesrepublik Deutschland.
Alle verabschiedeten und nicht verabschiedeten Gesetze, Gutachten, Stellungnahmen, Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichtes, sämtliches Schriftgut des Bundestages, seiner Ausschüsse und Gremien, ein umfangreiches Ton- und Bildarchiv, Wahlkampfmaterialien, alle stenografischen Berichte sind für die Nutzer verfügbar.
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Exakte Register ermöglichen Recherchen in den Drucksachen selbst nach ungewöhnlichen Kriterien. 17.000 Begriffe umfasst der Sachthesaurus, alle Daten sind elektronisch gespeichert und können online abgerufen werden.
Über all diesen Möglichkeiten, gesammeltes Wissen für politisches Handeln zu nutzen, steht in neonblauer Schrift hoch oben in der Rotunde der Bibliothek die von Maurizio Nannucci formulierte Vision: „Freiheit ist denkbar als Möglichkeit des Handelns unter Gleichen/Gleichheit ist denkbar als Möglichkeit des Handelns für die Freiheit.“