Partnerschaften zwischen Kommunen und Städten sind in Europa nichts Ungewöhnliches. Seit den achtziger Jahren gehen deutsche Städte und Gemeinden aber auch weltweite Entwicklungspartnerschaften ein. Diese fungieren als Gestaltungsprinzip staatlicher Entwicklungspolitik. Das ist auf der Rio-Konferenz der Vereinten Nationen im Jahr 1992, der HABITAT-II-Konferenz in Istanbul 1996 und zuletzt auf dem Weltgipfel für Nachhaltige Entwicklung 2002 in Johannesburg unterstrichen worden. Kommunale Entwicklungszusammenarbeit hat hier eine deutliche Aufwertung erfahren.
Die Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe zeigen, dass Städte und Gemeinden Akteure sind, die maßgeblich zur Entwicklung einer Region oder eines Staates beitragen: Kommunen können voneinander lernen, kommunales Know-how kann übertragen, Problemlösungskompetenz vermittelt werden. Eine wesentliche Voraussetzung dafür liegt in der Dezentralisierung staatlicher Entwicklungszusammenarbeit. Diese ist gleichbedeutend mit einer Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung und damit von Good Governance: der Förderung kommunaler Institutionen, die "gutes Regieren" ermöglichen. Nach Ansicht von Annette Coly und Elke Breckner liegt hier eine wichtige Voraussetzung für die Bekämpfung von Armut und für die Demokratisierung in Transformations- und Entwicklungsländern. Ohne eine Dezentralisierung und Stärkung kommunaler Selbstverwaltung seien keine Fortschritte zu erzielen.
In den Entwicklungsländern wird sich die Stadtbevölkerung innerhalb der nächsten 30 Jahre von zwei auf vier Milliarden Menschen verdoppeln - so die Prognose der Vereinten Nationen. Damit sind große Probleme, aber auch Chancen verbunden. Wenn die Potenziale der Städte optimal genutzt werden, können sie - wie in den Industrieländern - Motor wirtschaftlicher Entwicklung sein. Kommunale Entwicklungszusammenarbeit kann dabei Erfahrungen nutzen, wie sie etwa mit dem Bund-Länder-Programm "Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf" gemacht worden sind, so Cathy Cramer und Stefan Schmitz.
Die Verstädterung in den Entwicklungsländern hat dazu geführt, dass den Kommunen bei der Entwicklungszusammenarbeit wachsende Bedeutung beigemessen wird. Dies zeigen die von Werner Heinz und Nicole Langel präsentierten Ergebnisse einer im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung durchgeführten Studie zum Stand kommunaler Entwicklungspartnerschaften ebenso wie die von Walter Leitermann beschriebenen entwicklungspolitischen Aktivitäten des Deutschen Städtetags.
Bärbel Dieckmann und Maria Hohn-Berghorn sehen in der kommunalen Entwicklungszusammenarbeit eine sinnvolle Ergänzung staatlicher Kooperation. Die Autorinnen zeigen dies anhand der Projektpartnerschaft zwischen Bonn und Ulan Bator, zu deren Ergebnissen die Erarbeitung eines Entwicklungsplans für einen überwiegend von Nomaden bewohnten Stadtteil der mongolischen Hauptstadt zählt. Außerdem sei das Verständnis der Menschen beider Städte füreinander gewachsen.
Vor gut zwei Jahren haben Bund, Länder und Organisationen wie kommunale Spitzenverbände und Nichtregierungsorganisationen die "Servicestelle Kommunen in der Einen Welt" ins Leben gerufen. Ulrich Nitschke und Michael Marwede zeigen am Beispiel der Servicestelle, wo die Herausforderungen und Chancen kommunaler Entwicklungszusammenarbeit liegen und bei welchen kommunalen Handlungsfeldern die internationale Zusammenarbeit ansetzen kann.