Der Generalsekretär der Vereinten Nationen würde wohl gerne noch eine weitere Amtzszeit absolvieren; aber derzeit scheint es höchst ungewiss, dass ihm dieser Wunsch erfüllt wird. Sein unbedingter Einsatz für notleidende oder vom Krieg betroffene Menschen und Staaten hat ihm nicht nur Freunde gebracht, besonders nicht bei der amerikanischen Supermacht.
Die "Hakelei" mit den USA bestimmt denn auch zu einem wesentlichen Teil die material- und kenntnisreiche Biografie der für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" arbeitenden Journalistin. Nur einen relativ kurzen Abschnitt verwendet sie auf die Kindheit Kofi Annans in Ghana und auf die Jahre seines Studiums in den Vereinigten Staaten und in der Schweiz. Annan machte eine rasante politische Karriere, wurde bald einer der bekanntesten Diplomaten Afrikas. Als er die schwierige Mission eines UN-Sonderbeauftragten für das ehemalige Jugoslawien halbwegs überstand, gehörte er zu den engsten Kandidaten für eine Nachfolge Boutros-Ghalis.
Am Buch gefällt, dass die Amtszeit Annans nicht gleich chronologisch abgehandelt wird, sondern dass zunächst Themenbereiche im Vordergrund stehen: Annans Bemühungen um eine UN-Reform, seine Stellung zu Frauen, zu Afrika, zu Amerika und seine Anstrengungen für eine gerechtere Weltwirtschaft. Im Jahre 2001 wurde er wiedergewählt und erhielt zugleich den Friedensnobelpreis. Die letzten Kapitel behandeln das immer spannungsreicher gewordene Verhältnis zur Bush-Regierung, das nur noch mühsam kaschiert wird. Ein mit Sympathie geschriebenes, materialreiches und genau recherchiertes Buch.
Friederike Bauer
Kofi Annan. Ein Leben.
S.Fischer Verlag, Frankfurt/M. 2005; 352 S., 19,90 Euro