Im Sinne der Nachhaltigkeit meint, dass Ressourcen nur in dem Maße genutzt werden sollen, wie sich die Natur wieder regenerieren kann. Dementsprechend dürften beispielsweise nur so viele Bäume abgeholzt werden, wie durch Wiederaufforstung nachwachsen können. "Es geht nicht darum, die Nutzung der Natur auf null zu fahren und Schutzgebiete zu schaffen", sagt Pressesprecher Jörg Grabo. Es soll um Perspektiven gehen, wie der Mensch Bedürfnisse befriedigen kann, indem er das Meer nutzt, ohne das Ökosystem zu zerstören.
Rund 15 Projekte fördert die Lighthouse Foundation derzeit auf der ganzen Welt. Organisiert wird das Ganze inzwischen von Kiel aus, doch die Lighthouse Foundation versteht sich explizit als eine Hamburger Stiftung. Das Geld zur Projektförderung erhält sie in erster Linie durch Zinserträge aus dem Stiftungskapital. 25 Millionen Euro wurden in Hamburger Wirtschaftskreisen im Jahr 2000 zur Gründung von Light-house gesammelt. "Wir sind für unsere laufenden Aktivitäten nicht auf Spenden angewiesen", sagt Vor- standschef Jens Ambsdorf. Natürlich habe er nichts gegen mögliche Spenden. Aber die Erleichterung darüber, dass er kein Fundraising betreiben muss, ist dem Stiftungschef anzumerken. So bleibt viel Zeit für Inhaltliches: Drei feste Mitarbeiter und ein beratendes dreiköpfiges Kuratorium kümmern sich um Auswahl und Betreuung der Projekte.
Bei einem geht es zum Beispiel um die Fischer an der Küste Kenias. Armut und abnehmende Arbeitsmöglichkeiten führen an den strandnahen Gewässern des ostafrikanischen Staates zu einem zunehmenden Konkurrenzdruck unter den Fischern. Die Folge: Überfischung. Das traditionelle Wissen um eine zurückhaltende, umweltschonende Nutzung des Meeres geht immer mehr verloren. Konflikte zwischen Fischern und Unternehmen, die die Küste für den Tourismus nutzen wollen und Zugänge zum Meer versperren, machen die Sache nicht einfacher.
Die "Eco-Ethics International Union, Kenya Chapter" (EEIU Kenya) versucht, mit verschiedenen Aktivitäten Abhilfe zu schaffen und wird von der Light-house Foundation unterstützt. Im Kontakt mit den Fischern werden umweltschonende, oft traditionelle Formen des Fischfangs erfasst, analysiert und in Workshops weitervermittelt. Auf der Grundlage dieses Wissens erarbeitet die EEIU in Absprache mit den Beteiligten Nutzungspläne, die zu einem nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen des Meeres führen sollen. Zudem soll die Situation der Fischer durch die Errichtung einer funktionierenden Abwasserentsorgung und hygienischer Lagerräume für die Fische verbessert werden.
Ein anderes von der Hamburger Stiftung gefördertes Projekt hat sich den Schutz der Korallenriffe in Indonesien zur Aufgabe gemacht. Der Verein Think-Blue beschäftigt sich dort damit, jungen Menschen den Lebensraum Meer und insbesondere die Bedeutung der Korallen näher zu bringen. Das nach dem Motto: "Nur, was man mit den eigenen Augen sieht, kann man lieben. Und nur, was man liebt, schützt man." Der Verein organisiert Projektwochen für Schulklassen im Bunaken National Park, einem Schutzgebiet an der Küste von Nord-Sulawesi. Spielerisch sollen Kinder und Jugendliche lernen, dass Mangrovenwälder, Seegraswiesen und Korallenriffe eine ökologische Einheit bilden, deren Schutz auch den Erhalt der Lebensgrundlage der Menschen in der Region bedeutet. Mehr Gespür für die Bedrohungen der Küsten durch Überfischung und zu intensive Korallenentnahme wünschen sich die Initiatoren.
Ein anderes Projekt findet in heimischen Gewässern statt: Der Verein Hohe Tied aus Kiel organisiert seit zehn Jahren Ausfahrten auf Segelschiffen, um die Teilnehmer an das Ökosystem Meer heranzuführen. "Mensch und Meer" ist der Titel dieser eher ungewöhnlichen Seereisen in Ost- und Nordsee. Die Teilnehmer werden eine Zeit lang zu Meeresforschern. Mit Baggerschaufeln und Netzen entnehmen sie Boden- und Wasserproben, führen Messungen durch und sollen so sensibler werden für Umweltprobleme wie Überdüngung und Sauerstoffmangel.
Jens Ambsdorf liegen natürlich alle Projekte am Herzen. Besonders fasziniert hat ihn jedoch eines im russischen Chupa, in Nordkarelien, ein paar Kilometer südlich des Polarkreises. Lighthouse führt das Projekt, bei dem es um die Entwicklung von Perspektiven für die Küstenregion geht, in Kooperation mit dem World Wildlife Fund und einer lokalen Nichtregierungsorganisation durch. Die Situation für die Menschen dort sei sehr, sehr schwierig, sagt Ambsdorf. "Zu sehen, wie eine Gemeinschaft mit viel Energie versucht, auf der Basis von minimalsten Ressourcen für eine gemeinsame Zukunft in dieser Region zu arbeiten und nicht einfach sagt, wir gehen jetzt alle weg von hier, fand ich sehr beeindruckend."
An Projektideen mangelt es nicht. Die Stiftung muss unter den eingereichten Vorschlägen eine Auswahl nach ihren Kriterien treffen: Die Vorhaben müssen einen Beitrag zur Schaffung einer größeren Sensibilität für das Thema Meer leisten. Zudem muss es darum gehen, die Lebensumstände der betreffenden Bevölkerung nachhaltig zu verbessern und zu einer sichtbaren Reduzierung des Ressourcenverbrauchs beizutragen. Der Gedanke der Nachhaltigkeit soll sich in der Arbeitsweise und Organisation des Projekts widerspiegeln. Aber dieses Prinzip reicht nicht aus: "Vielmehr gilt es zu verdeutlichen, dass die belebte und unbelebte Natur einen Wert an sich darstellt und nicht ausschließlich in Bezug auf die Bedürfnisbefriedigung der Menschen gesehen werden darf", formuliert es Light-house. Zudem müssten die Aktivitäten des Projektes wirksam kommuniziert werden, um die gewünschte Aufmerksamkeit zu schaffen. Die Belange der regionalen Bevölkerung sollen im Mittelpunkt stehen und lokale Akteure Triebfedern sein.
Ist ein Projekt zur Förderung ausgewählt, kommt es zu einem kontinuierlichen Informationsaustausch zwischen Stiftung und Projektmitarbeitern. Nicht alle Entwicklungen seien schließlich vorhersehbar, erläutert Ambsdorf. Die Mitarbeiter begutachen die Aktivitäten darüber hinaus regelmäßig durch Besuche vor Ort. Informationen über die Projekte werden öffentlich gemacht, es gibt ausführliche Beschreibungen auf der Homepage. Eine zeitliche Befristung der Förderung gibt es nicht. "Wir sind nicht an kurzfristigen Geschichten interessiert, sondern an Zeitkomponenten, die eine langfristige, nachhaltige Entwicklung ermöglichen", sagt Pressesprecher Grabo. Schritt für Schritt wollen die Meeresschützer so ihrer Vision näher kommen: einer gerechten Zukunft für alle Menschen auf dem blauen Planeten.
Ulrike Schuler arbeitet als freie Journalistin in Berlin.
Im Internet: www.lighthouse-foundation.de