Als guter Katholik hätte es Walter Mixa eigentlich besser wissen müssen: Am Aschermittwoch darf auf der politischen Bühne zwar noch einmal so richtig "zugelangt" werden, aber eigentlich beginnt dann doch eher die Zeit der Enthaltsamkeit, sprich Fastenzeit. Hat sich der Augsburger Bischof nun also nur im Datum geirrt, als er einen Tag nach Aschermittwoch Familienministerin Ursula von der Leyen noch einmal ein gepfeffertes und versalzenes Vier-Sterne-Menü für ihre "kinderfeindliche und ideologisch verblendete" Politik servierte? Oder wollte er sich mit seinem Vorwurf, wer Mütter dazu verleite, ihre Kinder kurze Zeit nach der Geburt in staatliche Obhut zu geben, degradiere die Frau zur "Gebärmaschine", als Gastredner für den nächsten politischen Aschermittwoch empfehlen?
Auch Mixas katholischer Glaubensbruder Kurt Beck hält offenbar wenig von einer besinnlichen Fastenzeit, griff die üppige Vorlage des Bischofs auf und verglich ihn kurzerhand mit einem "kastrierten Kater", der ungefragt und ohne Ahnung von der Materie Ratschläge erteile. In der Politik ist eben immer etwas Karneval und das Buffet verbaler Kalorienbomben reichhaltig gedeckt.
Nur der evangelisch-lutherische CSU-Generalsekretär Markus Söder, ansonsten auch kein Kostverächter solcher Tortenschlachten, hat offenbar besser in der Bibelstunde aufgepasst als die beiden Streithähne. Umgehend kredenzte er dem rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten, solche Vergleiche seien "unappetitlich" und "unter der Gürtellinie".
Es kann sich in der Tat ein unangenehmes Völle-Gefühl einstellen beim Studieren der politischen und kirchlichen Speisekarte. Die Köche solch schwer verdaulicher Kost sollten sich deshalb auch nicht wundern, wenn immer mehr Konsumenten ihre Lokale meiden und lieber auf eine Nulldiät in Sachen Politik und Kirche umsteigen.