Zeit ist bei Steffen Kampeter dieser Tage Mangelware. Eilig verlässt er den Haushaltsausschuss, schaut auf die Uhr, grüßt Umstehende, lässt sich schließlich auf einen Ledersitz fallen und atmet schwer aus: "Los gehts!" Stressresistent ist der Westfale zweifellos, schließlich ist er bereits seit 17 Jahren Mitglied des Bundestages.
Schon früh verspürte er den Drang, sich schulpolitisch zu engagieren. Spätestens als sich eine maoistische Schülergruppe bildete und die Idee einbrachte, in der Schule den Panzerführerschein machen zu können, sah der aus bürgerlichem Hause stammende Kampeter seine Zeit gekommen, ein alternatives politisches Konzept vorzulegen.
"Zuerst ging es mir allerdings vor allem darum, gesellige Veranstaltungen auf dem Schulgelände zu initiieren", grinst der 44-Jährige. Schnell jedoch wurde aus den anfangs noch spaßorientierten Bestrebungen ein immer ernstzunehmenderes politisches Interesse, das 1981 schließlich den Eintritt in die Junge Union zur Folge hatte. Nach einem Studium der Volkswirtschaftslehre in Münster, das er mit dem Diplom abschloss, und einem kleinen Abstecher in die freie Wirtschaft zog er 1990 im jungen Alter von 27 Jahren in den Bundestag ein.
Als haushaltspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion setzt sich Kampeter seit langem für die effiziente Verwendung von Steuergeldern ein. Sein Ziel ist es, eine Konsolidierung des Haushaltes zu erreichen. "Die Staatsverschuldung muss runter", lautet sein Motto. Im Gremium zu Fragen der Kreditwirtschaft des Bundes, auch Schuldengremium genannt, ist er als Vorsitzender zudem dafür verantwortlich, die Schuldenpolitik und das Schuldenmanagement des Bundes überwachend zu begleiten. "Manchmal muss ich ein Spielverderber sein, das bringt mein Job mit sich", lächelt der oberste parlamentarische Schuldenkontrolleur, wie Kampeter gelegentlich genannt wird. "Wenn das nicht so wäre, würde ich irgendetwas falsch machen", fügt er hinzu. Launig und heiter ist das Überwachen von Millionen und Milliarden nicht immer. "Diese Arbeit ist nicht vergnügungssteuerpflichtig, sondern echte Knochenarbeit, aber es ist eine unerlässliche und verantwortungsvolle Aufgabe", ist der Haushälter überzeugt. Ihn ärgert, dass mit dem beginnenden Aufschwung die "Spendierhosen" wieder in Mode gekommen sind. "Die Überschüsse in den Sozialkassen erscheinen vielen offenbar als willkomme Einladung, die Staatsausgaben zu steigern", beschwert sich der Haushaltsexperte. Als Ausgleich zum eher spröden Schulden- und Finanzmanagement hat es sich der gebürtige Mindener zur Aufgabe gemacht, die populäre Musik in Deutschland zu fördern und zu unterstützen. "Popmusik wird in Deutschland zu wenig von politischer Seite aus unterstützt", resümiert Kampeter, "das liegt daran, dass man zu Unrecht ihr kulturelles Potenzial unterschätzt."
Um diesem Zustand entgegenzuwirken, engagiert er sich sowohl parteiintern im "Dialogforum Musikwirtschaft" als auch extern in der "Initiative Musik" und als Mitglied des Kuratoriums der "Deutschen Phono Akademie". "Die Musikwirtschaft befindet sich schon seit einiger Zeit in einer Krise, in der sie dringend der politischen Unterstützung bedarf", meint Kampeter, der in seiner Freizeit viel Musik hört, dessen musikalischer Geschmack allerdings breit gefächert ist. "Im Moment habe ich eine Platte von Joy Denalane im CD-Player liegen, aber ich gehe auch gerne in die Oper", erklärt der dreifache Vater.
Das Satiremagazin "Helgoländer Vorbote" kürte den obersten CDU-Haushälter 2005 zum dritteifrigsten Zwischenrufer des Bundestages. "Inzwischen ist das etwas weniger geworden", meint Kampeter. Er hält es für wichtig, das Plenum mit seinem sonoren Bass lautstark zu beleben. "Debatten sollen Debatten sein, keine Vorleserunden oder Dichterlesungen", sagt der kreative Zwischenrufer mit Nachdruck. In Punkto Lebendigkeit des Parlaments stehe sein Name für Verlässlichkeit. Sprach es und verschwand. Zurück in den so genannten Königsausschuss des Bundestages. Für Kampeter gibt es noch viel zu arbeiten, viel zu verhandeln, viel zu sparen.