Verkannt, belächelt und verspottet zu sein - das war lange sein Los. In diesen Tagen erinnert man sich an Adalbert Stifter anlässlich seines 200. Geburtstages mit Hochachtung. Aus der Rück-schau sieht man schärfer, wie sehr dieser vermeintliche Autor des Biedermeier und der ländlichen Idylle ein Vorläufer der Moderne war, sowohl in der Wahrnehmung einer vom Menschen bedrohten Natur als auch darin, dass er "modernes Personal" wie Ingenieure und Techniker ganz selbstverständlich in seine Erzählungen einführte. Geringste Andeutungen von Gewalt, von Grauen und menschlicher Zerrüttungen genügen, um dem Leser eine Ahnung von der Brüchigkeit einer scheinbar festgefügten Geselschaft zu geben. Zwei schöne Bücher bieten Gelegenheit, ihn und seine Erzählkunst näher kennenzulernen.
Adalbert Stifter
Die großen Erzählungen.
Langen Müller, München 2005; 314 S., 12,90 Euro
Peter Becher
Adalbert Stifter. Sehnsucht nach Harmonie.
Pustet Verlag, Regensburg 2005; 256 S., 24,90 Euro