Am vergangenen Sonntag wurde in Dresden die wiedererstandene Frauenkirche geweiht. Für die Menschen in Dresden und überhaupt für alle Freunde von "Elbflorenz" ist das Anlass zur Freude, und doch geht die Erinnerung fast zwangsläufig zurück an das Bombeninferno im Februar 1945, das sich tief ins Gedächtnis der Menschen eingegraben hat.
Sieben in Dresden geborene oder hier lebende Dichter - Heinz Czechowski, B. K. Tragelehn, Volker Braun, Thomas Rosenlöchner, Michael Wüstefeld, Durs Grünbein und Christian Lehnert - stehen in diesem Bändchen als Zeugen für den "Phantomschmerz des Verlusts"; im Gedicht suchen sie nach Worten für die Empfindungen des Schmerzes, der Trauer, aber auch der Wut über das, was seit 1933 geschah und bis heute unsichtbar "Dresden, die Restestadt" (Grünbein) in ihrem Alltag prägt. Der Literaturwissenschaftler Renatus Deckert hat mit allen einfühlsame Gespräche geführt; man mag sie als Beispiele dafür sehen, wie lebendig das Bewusstsein von menschheitsbedrohenden Katatstrophen geblieben ist.
Renatus Deckert (Hrsg.)
Die wüste Stadt. Sieben Dichter über Dresden.
insel taschenbuch, Frankfurt/M. 2005; 266 S., 12,50 Euro