Nur knapp 200 Einwohner hat die kleine Gemeinde Uetz in Sachsen-Anhalt - doch unter ihnen lebt der "Mutmacher der Nation". Dieser gewaltige Titel wurde dem Elektroanlagenbauer Volker Schubert am 27. Oktober von der Mittelstandsinitiative gleichen Namens verliehen.
Zum zweiten Mal kürten die Schirmherren des Projekts, der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff und der ehemalige Ministerpräsident Baden-Württembergs und Unternehmer Lothar Späth, den "Mutmacher der Nation". Der mit 20.000 Euro Preisgeld dotierte Titel wird an besonders mutige Unternehmer verliehen, die trotz aller Schwierigkeiten niemals aufgegeben haben.
Zu ihnen gehört Preisträger Volker Schubert. Der Elektroinstallateur, dem nach einem Unfall ein Oberschenkel amputiert werden musste, hatte sich noch in der DDR selbstständig gemacht und auf eine Invalidenrente verzichtet. 1988 startete er als Ein-Mann-Unternehmen - heute beschäftigt Schubert 95 Mitarbeiter und sichert weiteren 40 Menschen in einer Tochtergesellschaft den Lebensunterhalt. Es seien sein "unbedinger Wille zur Selbstständigkeit" und seine "Schaffenskraft" gewesen, die die Jury überzeugt hätten, begründete Schirmherr Wulff die Wahl. 1.386 Unternehmer aus ganz Deutschland hatten sich um den Titel beworben, aus denen die Jury zunächst 16 Landessieger ausgewählt hatte, die an der feierlichen Gala im Berliner Veranstaltungszentrum TIPI teilnahmen.
Die überraschend hohe Zahl der Bewerber ist für Veranstalter Karsten Marquardsen, den Geschäftsführer der "DasÖrtliche-Marketinggesellschaft", Beweis dafür, "dass Pessimisten und Nein-Sager in Deutschland immer mehr verstummen". Die Geschichten der Teilnehmer in diesem Jahr seien so überzeugend gewesen, "dass wir zwei dritte Plätze vergeben haben", so Marquardsen.
Während der Preisverleihung wurde eines deutlich: Die mutigsten deutschen Unternehmer kommen aus dem Osten. Drei der vier Preise gingen an Unternehmer und Unternehmerinnen aus den neuen Bundesländern.
Claudia Scheffler aus dem sächsischen Grießbach wurde dafür ausgezeichnet, dass sie die Metzgerei ihrer Eltern vor der Insolvenz rettete, obwohl sie damals gerade im Mutterschutz war - heute beschäftigt sie 19 Mitarbeiter in drei Metzgereien und einer eigenen Produktionsstätte. Claudia Scheffler teilt sich den dritten Platz bei den "Mutmachern der Nation" mit Olaf Schnelle und Ralf Hiener. Die beiden Gründer der "Essbare Landschaften GmbH" aus Süderholz in Mecklenburg-Vorpommern eroberten mit wilden Kräutern den Feinschmecker-Markt und schufen damit zwölf Arbeitsplätze.
Der zweite Preis ging in ein westliches Bundesland: Angelika Reichel aus dem niedersächsischen Sande kaufte 1990 ihrem geschiedenen Mann den ehemals gemeinsamen Versandhandel für Elektronikteile ab: "Damals hatte ich überhaupt keine Ahnung von Elektronik und musste mich entscheiden, ob ich das weitermache, was ich konnte, nämlich die Buchhaltung, oder ob ich mich in etwas komplett Neues einarbeite." Angelika Reichel entschied sich für Letzteres und eroberte die Welt von Spulen, Widerständen und anderen elektronischen Bauteilen. Zum Glück: In den vergangenen 15 Jahren ist ihr Team von 20 auf 220 Mitarbeiter angewachsen. Angelika Reichels Mut und der aller anderen "Mutmacher"-Teilnehmer hat sich ausgezahlt - und bestätigt das Motto der Aktion: Nur wer anpackt, hat Erfolg.