Das Parlament: Mit welchen Argumenten wollen Sie 18-Jährige davon überzeugen, in Ihrem Jugendverband mitzumachen?
Björn Böhning: Wir sind eine diskussionsfreudige Organisation, bei uns geht es um politische Praxis, weniger um theoretische Programmatik. Man kann bei uns eine Menge Spaß haben. Politisch schreiben wir Solidarität und soziale Gerechtigkeit ganz groß.
Das Parlament: Was ärgert Sie an Ihrer Mutterpartei am meisten?
Björn Böhning: Die SPD ist politisch recht schwerfällig, sie hat noch keine Antworten auf die Herausforderungen von morgen gefunden. Es fehlt die Idee von einem funktionsfähigen Sozialsystem, das bei der sozialen Sicherheit nicht Abbau, sondern Umbau bedeutet. Da muss sie gerade von den jungen Linken vorangetrieben werden.
Das Parlament: Entsprechen die Jugendverbände der Parteien mit ihren Strukturen und Aktivitäten noch dem Lebensgefühl der jungen Generation?
Björn Böhning: Bei uns Jusos ist das offenbar so, jedenfalls wollen sich viele junge Leute bei uns engagieren, wir haben einen beachtlichen Mitgliederzuwachs. Ob die Jugendorganisationen Resonanz finden und das Lebensgefühl Heranwachsender treffen, hängt nicht zuletzt von ihrem kulturellen Selbstverständnis und von interessanten Aktionsformen ab. Bei uns lautet die Richtschnur: Raus aus den Hinterzimmern!
Das Parlament: Wie lauten Ihre drei wichtigsten jugendpolitischen Forderungen an die neue Bundesregierung?
Björn Böhning: Wir benötigen eine Stiftung für demokratische Kultur, über die auch antifaschistische Arbeit unter Jugendlichen besser finanziert werden kann. Erhalten und ausgebaut werden müssen die Kinder- und Jugendhilfeprojekte, in deren Rahmen auch jugendpolitische Initiativen gefördert werden können. Gefordert ist mehr Chancengleichheit in der Bildung, wozu die Schaffung von mehr Ausbildungsplätzen und die konsequente Absage an Studiengebühren gehören.
Das Interview führte Karl-Otto Sattler