Das Parlament: Mit welchen Argumenten wollen Sie 18-Jährige davon überzeugen, in Ihrem Jugendverband mitzumachen?
Nike Wessel: Wir fordern mehr Demokratie an den Schulen. Junge Frauen und Männer sollen den gleichen Zugang zur Arbeitswelt haben. Wir setzen uns dafür ein, dass die Heranwachsenden von heute auch in einigen Jahrzehnten noch eine intakte Umwelt vorfinden.
Das Parlament: Was ärgert Sie an Ihrer Mutterpartei am meisten?
Nike Wessel: Den Grünen scheint manchmal der Mut zu weitreichenden gesellschaftlichen Entwürfen abhanden gekommen zu sein. Es gibt Ideen in vielen Details, aber der große Wurf fehlt. Es muss definiert werden, was die neue Linke unter heutigen Bedingungen ausmacht. Aber ich bin mir sicher, die Grünen werden die Zeit in der Opposition zum Nachdenken nutzen.
Das Parlament: Entsprechen die Jugendverbände der Parteien mit ihren Strukturen und Aktivitäten noch dem Lebensgefühl der jungen Generation?
Nike Wessel: Auf uns trifft das zu, das können wir selbstbewusst sagen. Demonstrationen, frische, auch provozierende Aktionsformen: Das ist unser politischer Stil, und der entspricht den Bedürfnissen Heranwachsender. Natürlich prägt die Popkultur die junge Generation, aber das ist nicht alles: Das politische Interesse sinkt nicht, bei uns will eine wachsende Zahl junger Leute mitmachen.
Das Parlament: Wie lauten Ihre drei wichtigsten jugendpolitischen Forderungen an die neue Bundesregierung?
Nike Wessel: Schluss gemacht werden muss mit dem Missstand, dass junge Menschen bei Praktika und Ausbildungsverhältnissen nur Minimallöhne erhalten. Reformen an Schulen und Universitäten sollten ganz obenan stehen: Wir verlangen von der Kita bis zur Hochschule den kostenlosen Zugang für alle unabhängig vom Einkommen der Eltern. Zudem plädieren wir für die Herabsetzung des Wahlalters, und zwar auf allen Ebenen, auch bei Bundestagswahlen.
Das Interview führte Karl-Otto Sattler