Häuser besser isolieren, höhere Deiche bauen, schädliche Abgase stärker besteuern - reicht alles nicht. Jetzt geht es den EU-Beamten in Brüssel an den Kragen: Der Kampf gegen den Klimawandel könnte bald auch vor ihren hochwertig gefüllten Kleiderschränken nicht mehr halt machen.
Laut einer E-Mail des EU-Binnenmarktkommissars Charlie McCreevy an seine Kabinettskollegen sollen Kommissionsbeamte künftig in den Sommermonaten auf ihren Schlips verzichten, um so einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Weniger Kleidung an, weniger Klimanlagen nötig: So lasse sich Strom sparen, und Europa hätte der globalen Erderwärmung ein geniales Schnippchen geschlagen.
Neu ist die Idee "Schlips-weg-fürs-Klima" nicht. In Japan trabten die Regierungsbeamten bereits im Sommer 2005 ohne Sakko und Krawatte ins Büro. Im Winter durften die Staatsdiener mit Pulli in die Amtsstuben. Der lockere Look sparte genug Energie, um 240.000 japanische Haushalte mit Strom zu versorgen.
In der EU-Kommission existiert kein offizieller Dresscode, doch ohne Schlips und Anzug ist auch der hellste Beamte nur ein halber Eurokrat. In Brüssel kann es im Sommer aber hin und wieder unangenehm heiß sein. Nur ein Grad weniger in den Eurokraten-Stuben würde zehn Prozent der dort verursachten Treibhausgase einsparen, schätzt die Kommission. Rund 56.000 Tonnen davon blasen die 64 über Brüssel verteilten Bürogebäude der obersten EU-Behörde jährlich in die Atmosphäre.
Gut nur, dass sich McCreevy, Fan von Nadelstreifenanzügen kombiniert mit grellbunten Krawatten, lediglich am Outfit seiner männlichen Untergebenen zu schaffen macht. Minirock-Zwang in der Kommission würde die kollegiale Atmosphäre vermutlich überheizen. Dagegen wären auch hochtourige Klimaanlagen völlig machtlos.