Neustrukturierung der Agrarressortforschung unter Experten umstritten
Das von der Bundesregierung vorgelegte Konzept zur Umstrukturierung der Agrarressortforschung ist unter Experten umstritten. Das wurde während einer öffentlichen Anhörung am Mittwoch dem 9. Mai 2007, im Landwirtschaftsausschuss deutlich. Das Konzept sieht eine "Vier Säulen Strategie" vor. Dazu sollen die bisherigen sieben Bundesforschungsanstalten mit 71 Instituten an 35 Standorten auf vier Bundesforschungsinstitute mit 49 Instituten an 21 Standorten reduziert werden.
Bis 2014 sollen rund 350 Stellen abgebaut werden
Den mit der Umstrukturierung verbundenen Stellenabbau stellte Bernhard Bauer, Vorsitzender des Hauptpersonalrates beim Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV), in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen. Er forderte Planungssicherheit für die betroffenen Mitarbeiter. Bei der Erstellung des Konzeptes seien zwar Anregungen und Forderungen des Hauptbetriebsrates übernommen worden. Dennoch gebe es weiteren Handlungsbedarf. So sollen bis zum Jahre 2014 rund 350 Stellen abgebaut werden. Dies sei nicht zu verkraften und führe zu einem unverminderten Voranschreiten der Überalterung in der BMELV-Ressortforschung.
Zukunftsorientierte Forschung nicht in Frage stellen
Gerhard Greif von der Hochschule Hannover begrüßte die vorgesehene Änderung. Das Vier Säulen Konzept sei eine gute und sinnvolle thematische Ausrichtung. Er forderte eine zügige Umsetzung, um die wissenschaftlich ausgerichtete zukunftsorientierte Forschung nicht durch lähmende Struktur- und Personaldebatten in Frage zu stellen.
Bürokratieabbau schaffe mehr Raum für die Forschung
Professor Reinhard F. Hüttl vom Deutschen Wissenschaftsrat begrüßte ebenfalls die Neuausrichtung. Der vorgesehene Bürokratieabbau schaffe mehr Raum für die Forschung. Auch die vorgesehene Öffnung für Kooperationen mit Bereichen außerhalb der Ressortforschung sei gut und wichtig. Miterarbeitet wurde das Konzept von Professor Thomas Mettenleiter, Präsident des Senats der Bundesforschungsanstalten des BMELV, der daher auch lobende Worte fand. Vor dem Hintergrund des fortdauernden Stellenabbaus habe man die BMELV-Ressortforschung organisatorisch und inhaltlich gestrafft, um die Aufgabenerfüllung weiterhin auf hohem Niveau sicherzustellen.
Eventuelle Wettbewerbsverzerrung auf dem Forschungsmarkt
Als "nicht ausreichend begründet" bezeichnete hingegen Professor Hans Peter Piorr von der Fachhochschule Eberswalde das Konzept. In der jetzigen Form könne er ihm nicht zustimmen. Viele Fragen seien ungeklärt. So werde aus dem Konzept beispielsweise nicht klar, welche Ressortforschung der Politikberatung diene. Auch Fragen einer eventuellen Wettbewerbsverzerrung auf dem Forschungsmarkt durch das Auftreten von BMELV-Forschungseinrichtungen würden nicht beantwortet.
Fehlende Situations- und Bedarfsanalyse
Professor Karl-Hans Zessin von der Freien Universität Berlin bemängelte die fehlende Situations- und Bedarfsanalyse. So sei es schwer, das Konzept insgesamt und vor allem seine zumeist vage oder ausgebliebene Argumentation und Untermauerung bei Einzelbereichen nachzuvollziehen.
Effizientere Organisation der Forschung vermisst
Professor Siegfried Wolfram von der Universität Kiel sieht das Konzept im Wesentlichen durch die Reduzierung von Standorten und den Abbau von Personal geprägt. Innovative Vorschläge für eine effizientere Organisation der Forschung vermisse er leider, so Wolfram. Er plädiere für eine stärkere Vernetzung mit anderen Forschungseinrichtungen, insbesondere den Universitäten.