Afghanistan-Mandat verlängert
Der Bundestag hat am Freitag, dem 12. Oktober, mit großer Mehrheit der Verlängerung des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan zugestimmt (Namensliste). In namentlicher Abstimmung votierten 453 Abgeordnete mit Ja für das Vorhaben der Bundesregierung ( 16/6460), 79 mit Nein, 48 Parlamentarier enthielten sich. Vorangegangen war eine 75 Minuten lange, teils heftige Debatte. Ohne Zustimmung des Parlamentes können keine Bundeswehrsoldaten zu Auslandseinsätzen entsandt werden.
Rund 3100 deutsche Streitkräfte beteiligen sich derzeit an
der Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe in
Afghanistan (ISAF). Das erste ISAF-Mandat für die Bundeswehr
hatte der Bundestag Ende 2001 erteilt. Der Beschluss des
Parlamentes vom Frühjahr 2007, auch deutsche Tornado-Flugzeuge
für Aufklärungs- und Überwachungsflüge in
Afghanistan zuzulassen, ist nun Teil des ISAF-Mandates.
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Große Anfragen: "Brain Drain" und Auswärtige Kulturpolitik
Mit den Antworten der Bundesregierung auf zwei Große Anfragen will sich das Parlament ebenfalls am Freitag auseinandersetzen. Zunächst stehen die "Konsequenzen der Auswanderung Hochqualifizierter aus Deutschland" ( 16/5417) auf der Tagesordnung. Die Bundesregierung sieht in ihrer Antwort auf die Große Anfrage der FDP-Fraktion keinen Trend zur Auswanderung hoch qualifizierter Deutscher, da dieser Auswanderung auch Einwanderung Hochqualifizierter aus dem Ausland entgegenstehe.
Eine Große Anfrage von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gilt
der Auswärtigen Kulturpolitik
16/2233 (Antwort der Bundesregierung
16/4024).
Donnerstag: Regierungserklärung, Kinderbetreuung und EU-Vertrag
Am Donnerstag, dem 11. Oktober, gab Bundesarbeitsminister Franz
Müntefering (SPD) im Bundestag eine Regierungserklärung
zum Thema "Aufschwung - Teilhabe - Wohlstand - Chancen für den
Arbeitsmarkt" ab. Der Erklärung folgte eine 90-minütige
Aussprache der Parlamentarier. In namentlicher Abstimmung wurde ein
Antrag der FDP-Fraktion, Überschüsse der Bundesagentur
für Arbeit an die Beitragszahler zurückzugeben (
16/6434), mit 98 Ja-Stimmen, 466 Nein-Stimmen
und 6 Enthaltungen abgelehnt (
Namensliste). An diesem Sitzungstag
standen unter anderem der Ausbau der Kindertagesbetreuung und die
Verhandlungen über einen EU-Reformvertrag bei der
bevorstehenden Regierungskonferenz in Lissabon zur
Debatte.
EU-Reformvertrag
Vor der Regierungskonferenz am 18. und 19. Oktober 2007 in
Lissabon hat der Bundestag eine Stellungnahme abgegeben und am
Donnerstag einen Antrag beschlossen
(16/6399), der die Bundesregierung bei den
Verhandlungen über den EU-Reformvertrag stützt. In dem
Antrag der Fraktionen von CDU/CSU und SPD wird die
Verpflichtung in der Berliner Erklärung vom 25. März 2007
genannt, die Europäische Union bis zu den Europawahlen 2009
auf eine erneuerte gemeinsame Grundlage zu stellen und sie
demokratischer, transparenter und handlungsfähiger zu
machen.
Reform des Familienrechts und Gesetz für Vaterschaftstests
Am Donnerstag stand zudem die Reform des familiengerichtlichen Verfahrens zur Debatte. Das Parlament behandelte in Erster Lesung einen Gesetzentwurf ( 16/6308) der Bundesregierung. Sämtliche Streitigkeiten über Trennung und Scheidung sollen künftig von einem so genannten Großen Familiengericht verhandelt werden.
In Erster Lesung beriet der Bundestag außerdem einen
Gesetzentwurf des Bundesrates, nach dem die Vaterschaft leichter
geklärt werden soll. Vor allem zweifelnden Männern soll
eine Genanalyse mit Haaren oder Speichel des Kindes erlaubt werden.
Der Bundesgerichtshof und das Bundesverfassungsgericht hatten
heimlich erhobene Gen-Tests untersagt. Dem Mann steht nach dem
Urteil der Verfassungsrechtler das Recht zu wissen zu, ob er der
Vater des Kindes sei oder nicht. Der Gesetzgeber ist deshalb
aufgefordert, bis Ende März 2008 ein Gesetz zu
verabschieden.
Namentliche Abstimmung zu Äußerungen des Verteidigungsministers
Der Bundestag lehnte am Donnerstag namentlich einen Antrag
16/6490 der FDP-Fraktion ab,
Äußerungen von Bundesverteidigungsminister Franz Josef
Jung zum Abschussbefehl zu missbilligen. Jung sprach in einem
Interview im September 2007 über die Möglichkeit, von
Terroristen entführte Flugzeuge abschießen zu lassen. Die
FDP fordert, dass der Bundestag die Aussagen des Ministers
missbilligt, weil sie die Rechtssprechung des
Bundesverfassungsgerichts und die Grundgesetze wie das Recht auf
Leben missachten würden, heißt es im Antrag.
Vereinfachte Rechtsberatung
Das Rechtsberatungsgesetz aus dem Jahr 1935 soll durch ein neues
Gesetz (
16/3655) ersetzt werden. Der Entwurf eines
Rechtsdienstleistungsgesetzes sieht vor, dass
Rechtsdienstleistungen nur in Zusammenarbeit mit einem Rechtsanwalt
erbracht werden dürfen. Außergerichtliche
Rechtsdienstleistungen, die nicht gegen Entgelt erbracht werden,
dürfen nach dem Gesetzentwurf von jedermann erbracht werden.
Personen oder Einrichtungen, die Rechtsdienstleistungen
außerhalb des Familien- oder Bekanntenkreises erbringen,
sollen jedoch zum Schutz der Rechtsuchenden verpflichtet werden,
eine juristisch qualifizierte Person zu beteiligen.
Mittwoch: Befragung der Bundesregierung und Aktuelle Stunde
Die Aktuelle Stunde, die auf Antrag der Fraktionen FDP und DIE LINKE. am Mittwoch stattfand, hatte die „Haltung der Bundesregierung zu Veränderungen bei der Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes I und bei der Rente ab 67 und entsprechende Äußerungen des Bundesministers für Arbeit und Soziales Franz Müntefering“ zum Thema. Zuvor ließen sich die Abgeordneten in der Befragung der Bundesregierung über die Themen und Beschlüsse der Kabinettssitzung am mittwoch vormittag berichten. In der sich anschließenden Fragestunde verlangten Abgeordnete detaillierte Auskunft aus den Ministerien. ( Fragen für die Fragestunde).
Weitere Informationen
Bundestagsdrucksachen zum Thema
- Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz der ISAF (Drucksache 16/6460)
- Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses (Drucksache 16/6612)
- Entschließungsantrag der Fraktion DIE LINKE. zum Antrag der Bundesregierung (Drucksache 16/6461)
- Antrag der FDP-Fraktion: Überschüsse der Bundesagentur für Arbeit an Beitragszahler zurückgeben - Beitragssenkungspotenziale nutzen (Drucksache 16/6434)
- Ergebnis der namentlichen Abstimmung zum Antrag der FDP-Fraktion auf Drucksache 16/6434
- Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD: Regierungskonferenz zur Änderung der vertraglichen Grundlagen der Europäischen Union und Unterrichtung der Bundesregierung (Drucksache 16/6399)
- Antrag der Bundesregierung: FGG-Reformgesetz (Drucksache 16/6308)
- Antrag der FDP-Fraktion: Kein Monopolschutz für die Deutsche Post AG (Drucksache 16/6432)
- Antrag der FDP-Fraktion: Missbilligung der Äußerungen des Bundesministers der Verteidigung Dr. Franz Josef Jung zum Abschuss von in Terrorabsicht entführten Flugzeugen (Drucksache 16/6490)
- Gesetzentwurf der Bundesregierung: Neuregelung des Rechtsberatungsrechts (Drucksache 16/3655)
- Große Anfrage der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Auswärtige Kulturpolitik (Drucksache 16/2233)
- Antwort der Bundesregierung zur Auswärtigen Kulturpolitik (Drucksache 16/4024)
- Fragen für die Fragestunde der 117. Sitzung am Mittwoch, dem 10. Oktober 2007 (Drucksache 16/6571)