Ausschuss für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung/
Berlin: (hib/BES) Der neue entwicklungspolitische
Freiwilligendienst "weltwärts" wird 2008 mit 3.000
Einsatzstellen für junge Erwachsene im Alter zwischen 18 und
28 Jahren starten. Mittelfristig ist geplant, 10.000 Jugendlichen
jährlich die Chance zu geben, "entwicklungspolitisch global zu
lernen" und sich in armen Ländern sozial zu engagieren. Dies
kündigte eine Vertreterin des Bundesministeriums für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) im
Fachausschuss am Mittwochvormittag an. Zur Evaluierung und
Begleitung der Arbeit des neuen Freiwilligendienstes, den
Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD)
initiiert hatte, wird Regierungsangaben zufolge ein Beirat
eingerichtet. Für die Finanzierung sind 70 Millionen Euro
jährlich vorgesehen. Rund 200 kommunale Initiativen und
Nichtregierungsorganisationen, darunter auch die großen
kirchlichen Hilfswerke, wollen sich an der Umsetzung beteiligen.
Sie werden aus den BMZ-Mitteln mit 580 Euro pro Teilnehmer
gefördert, kommen im Gegenzug für Reisekosten,
Unterbringung und 100 Euro Taschengeld monatlich für die
jungen Helfer auf. Der Entwicklungshilfedienst kann anstelle des
Zivildienstes in Deutschland geleistet werden. Der Anspruch auf das
Kindergeld bleibt während des Auslandsaufenthalts, der
zwischen sechs und 24 Monaten dauern kann, erhalten. Das Interesse
an "weltwärts" sei enorm, sage die BMZ-Vertreterin: Viele
Kommunen wollten neue Städtepartnerschaften schließen,
und die Bewerberlage sei "klasse", wobei ganz unterschiedliche
Beweggründe für das Engagement zu beobachten seien.
Für die FDP, die als einzige Fraktion die Einrichtung des
neuen Dienstes ausdrücklich abgelehnt hat, ist nicht
nachvollziehbar, wozu neben den bestehenden Diensten wie
Freiwilliges Soziales oder Ökologisches Jahr eine
"konkurrierende Institution" aufgebaut wird. Das bedeute
zusätzliche Bürokratie. Außerdem sei die soziale
Absicherung der Teilnehmer oder die vorgesehene Anrechung des
Auslandseinsatzes als Zivildienst gesetzlich nicht geregelt. Die
Liberalen schlugen in der Sitzung vor, für die bestehenden
Freiwilligendienste eine gemeinsame gesetzliche Grundlage zu
schaffen und auf "weltwärts" zu verzichten. Mit diesem
Vorschlag ist die FDP aus Sicht der Grünen "im
entwicklungspolitischen Niemandsland gelandet". Die Grünen
zeigten sich "entsetzt", dass sich die Liberalen von "diesem guten
Instrument" distanzieren. Anscheinend gehe es ihnen lediglich ums
Opponieren. Inhaltlich unterstrichen die Grünen, es sei "ganz
wichtig", dass die Trägerorganisationen nicht als ein
"Unterapparat des BMZ" behandelt würden. Es wäre
außerdem zu überlegen, ob der Dienst nicht auch für
drei Monate ermöglicht werden sollte. Wer als junger
Entwicklungshelfer gearbeitet habe, "wird sicher kein Rassist
mehr", so die SPD. Der Dienst bedeute keine Konkurrenz für
bestehende Dienste, sondern eine Ergänzung. Die Linke
äußerte die Sorge, dass das Engagement großer
kirchlicher Hilfsorganisationen bei "weltwärts" Atheisten und
Muslimen den Zugang zu dem neuen Freiwilligendienst erschweren
würde. Dies sei nicht der Fall, erwiderte die BMZ-Vertreterin.
Die Bundesregierung freue sich über die Beteiligung der
Kirchen an "weltwärts", da sie große Erfahrung in
Entwicklungshilfe besitzen. Zudem sei der Zugang für alle
Jugendlichen auch bei diesen Organisationen gesichert.