Lutz Dammbeck
Im dritten Obergeschoss des Reichstagsgebäudes, der
Fraktionsebene, hat der aus Leipzig stammende Künstler Lutz
Dammbeck mit seinen "Herakles-Notizen" eine vielteilige Arbeit aus
Collagen und Überzeichnungen geschaffen, die sich kritisch mit
dem Versuch auseinandersetzt, Menschen durch Zwang nach
anbefohlenen vermeintlichen Idealbildern und Ideologien zu
formen.
Kritik am Menschenbild des Dritten Reiches
Lutz Dammbeck ist, ähnlich wie Jürgen Böttcher,
mit eigenen halb künstlerischen, halb dokumentarischen
Filmprojekten hervorgetreten. In dem Dokumentarfilm "Zeit der
Götter" beispielsweise beleuchtet er kritisch das Menschenbild
des "Dritten Reiches", wie es über die Kunst durch den
Bildhauer Arno Breker propagiert wurde. Eine ähnliche Thematik
greift der Bildzyklus "Herakles-Notizen " auf.
Bezüge zu gegenwärtigen Debatten
Im Mittelpunkt dieser Arbeit aus collagierten Xerografien steht
der immerwährende Konflikt zwischen der von der Gesellschaft
erzwungenen Konditionierung und Disziplinierung des Individuums auf
der einen Seite und dessen notwendigem Mut zum Widerstand und zur
Selbstbewahrung auf der anderen Seite. Dem zur Inhumanität
führenden Versuch von Nationalsozialismus und Kommunismus,
einen "neuen Menschen" zu schaffen, hält der Künstler
beispielhaft den Selbstbehauptungswillen von Sophie Scholl von der
Widerstandsgruppe "Weiße Rose" entgegen. In Ausweitung dieser
Thematik lassen sich Bezüge zur gegenwärtigen Diskussion
über ethische Verantwortbarkeit von Eingriffen in das
menschliche Erbgut finden.
Lutz Dammbeck
geboren 1948 in Leipzig, lebt und arbeitet in Hamburg.
Text: Andreas Kaernbach
Kurator der Kunstsammlung des Deutschen Bundestages