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Europa:
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Baseball-Mützen und Pferdeschwänze, bunte Anoraks und Rucksäcke soweit das Auge blickt – die Kinder haben das Kommando übernommen. Erstklässler drängen sich auf der Freitreppe vor dem Reichstagsgebäude, im Foyer schieben sich 12-Jährige in Gruppen an den Sicherheitskontrollen vorbei und auf den Fluren, den Tribünen im Plenarsaal oder oben auf der Glaskuppel sammeln sich Pulks von Grundschülern. Es ist Kindertag im Bundestag. Einen Vormittag lang ist das Parlament in Kinderhand. Alle Führungen durch das Reichstagsgebäude, an denen heute die Sechs- bis 14-Jährigen teilnehmen können, sind ausgebucht.
Christopher, Max und Lisa sind drei der rund 1.300 Schüler, die den Bundestag an diesem Montag Mitte März erkunden. Mit ihrer Klasse haben sie sich vor den drei Glastüren versammelt, die direkt in den Plenarsaal führen. Hannelore Fobo vom Besucherdienst des Bundestages zeigt auf drei Worte, die darüberstehen, „Ja“, „Nein“ und „Enthaltung“, und erklärt, wie die Abstimmung per „Hammelsprung“ abläuft. Die sechste Klasse der Grundschule Zernsdorf hat zwar das Fach Politische Weltkunde im Unterricht, doch vom „Hammelsprung“ haben sie noch nichts gehört. Das Wort sorgt natürlich für Heiterkeit.
Mucksmäuschenstill wird die Klasse dagegen, als Hannelore Fobo ihnen die Inschriften der sowjetischen Soldaten zeigt, die sich nach der Besetzung des Reichstages 1945 mit Kohle an einigen Wänden verewigt haben. „Warum hat man das wohl so gelassen?“, fragt sie beim Weitergehen die Gruppe. „Wegen der Geschichte“, antwortet ein Mädchen ebenso prompt wie zutreffend.
Hausaufgaben gemacht?
Der Höhepunkt der Führung ist natürlich der Plenarsaal. „Den Raum mit der fetten Henne“, wie ihn der 12-jährige Rick nennt, finden alle aufregend – und viele Fragen haben sie auch: „Wieso ist der eine Stuhl da höher als die anderen“, will einer der Schüler wissen und zeigt auf den Platz der Kanzlerin. „Wieso gibt es nur bei den vorderen Plätzen Mikrofone?“, fragt ein anderer. „Haben die Politiker, die hinten sitzen, weniger zu sagen?“ Hannelore Fobo hat die Klasse mit auf eine der Besuchertribünen genommen und antwortet geduldig. Sie erklärt, wie Debatten ablaufen und wie sich die Politiker dabei benehmen müssen: „Wer andere beleidigt, kann eine Rüge bekommen“, erklärt sie. Großes Gelächter erntet sie, als sie berichtet, was sich manche Politiker trotzdem im Plenum so zurufen: „Sie haben wohl ihre Hausaufgaben nicht gemacht!“ Die Schüler kichern vergnügt.
Wieder im Foyer stoßen sie auf den Stand der Kinderkommission des Bundestages. Michaela Noll (CDU/CSU), die Vorsitzende des Gremiums, erklärt ihnen, welche Rechte sie als Kinder und Jugendliche haben. Dass es die Kinderkommission gibt, wissen nur wenige. Zu wenige, findet die Abgeordnete. Deshalb sucht sie bewusst den Kontakt zu den Schülern. „Wenn ihr euch über etwas sehr ärgert, dann schreibt der Kinderkommission“, ermuntert sie die Klasse. Und damit sie auch wissen, wohin, bekommt jeder eine Tüte voll mit Informationsmaterial: Poster, Flyer, sogar ein Video über den Bundestag ist dabei. Max, Christopher und Lisa sind zufrieden mit dieser Ausbeute. Doch viel Zeit bleibt ihnen nicht, die Geschenke ausgiebig zu begutachten, denn schließlich wollen sie mit ihrer Klasse noch hoch hinaus – auf die Kuppel des Reichstagsgebäudes.
Text: Sandra Schmid Fotos:
Anke Jacob
Erschienen am 10. April 2006
Nächste Kindertage am 22.05, 18.09 und
4.12.
Für den Dezembertermin ist eine Anmeldung noch
möglich.
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Familienführungen finden zudem samstags
und sonntags, ggf. auch an Feiertagen, jeweils um 10 Uhr statt.
Auskünfte zu allen Angeboten des Besucherdienstes unter:
(0 30) 2 27-3 21 52 o. 3 59 08