Deutschland verfügt über gute bis sehr gute Bedingungen für eine breite Nutzung des Internet in Politik und Verwaltung. Wie eine aktuelle Erhebung des Statistischen Bundesamtes ergab, verfügten im vergangenen Jahr 62 Prozent aller Privathaushalte und sogar 94 Prozent aller Unternehmen über einen Internet-Anschluss. Damit lag Deutschland vor allem in den Privathaushalten deutlich über dem Durchschnitt der EU-Staaten, der bei 53 Prozent liegt.
Allerdings legt die Zahl der Internet-Anschlüsse bundesweit nur noch langsam zu. Gegenüber 2004 lag der Zuwachs in den Privathaushalten bei lediglich zwei Prozentpunkten. Ein harter Kern von rund einem Drittel der Bevölkerung verbleibt auch zehn Jahre nach Beginn der Online-Revolution in Deutschland im Kreis der "Offliner" und damit abgeschnitten von allen Angeboten aus dem weltweiten Datennetz. Über einen Breitbandanschluss verfügen in Deutschland nach Angaben der Wiesbadener Statistiker 23 Prozent aller privaten Haushalte. Im EU-Durchschnitt sind es 25 Prozent.
Obwohl Bundesregierung und EU den Ausbau des E-Government zu einem vorrangigen Ziel erkoren haben, nutzt in Deutschland nur eine Minderheit das Internet für eine Interaktion mit Behörden. In einer Schwerpunktstudie ermittelte das Statistische Bundesamt, dass 2004 zwar 48 Prozent aller Internet-Nutzer online Kontakt mit Behörden aufnahmen, aber lediglich 20 Prozent der Nutzer luden ein Formular herunter, etwa für eine Zollanmeldung, die Ummeldung eines Pkw oder eine Bescheinigung. Und selbst aus der Reihe dieser Onliner schickte noch jeder Zweite das ausgefüllte Formular mit der Post zurück oder brachte es gleich persönlich vorbei. Im Vordergrund steht bei elektronischen Kontakten mit Behörden daher vor allem die Suche nach Informationen auf den Homepages der entsprechenden Einrichtung. Ob dies bereits als E-Government verstanden werden kann, bleibt dahin gestellt. Bei der elektronischen Kontaktaufnahme und Zusammenarbeit mit Behörden ist der typische Onliner ganz vorne: Jung, gebildet, kinderlos. Wie die Erhebung der Wiesbadener Statistiker ergab, nutzen 78 Prozent der Studierenden die Angebote des E-Government. Unter den Selbstständigen liegt der Anteil bei 61 Prozent. Bei Menschen mit Hauptschulabschluss dagegen sind es lediglich 40 Prozent.
Betrachtet man allerdings nicht die Internet-Nutzer, sondern die Gesamtbevölkerung im Alter zwischen 16 und 74 Jahren, fällt die Teilnahme am E-Government deutlich ab. Wie das Europäische Statistikamt ermittelte, nahm 2004 durchschnittlich nur jeder vierte EU-Bürger über das Internet Kontakt mit einer Behörde auf. Mit 31 Prozent an der genannten Bevölkerungsgruppe war der Anteil in Deutschland dabei noch vergleichsweise hoch. Spitzenreiter bilden Dänemark und Finnland mit jeweils 43 Prozent. Das Schlusslicht bildete Griechenland mit lediglich sieben Prozent.
Der Autor ist Journalist in Wiesbaden.
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