Welches sind die größten Probleme zentralasiatischer Länder?
Viele der Probleme, mit denen Zentralasien konfrontiert ist, haben mit dem Übergangsprozess von der Plan- zur Marktwirtschaft zu tun: Armut, Arbeitslosigkeit, der Neuaufbau des Bildungssys-tems. Kriminalität und Drogenkonsum wachsen, Krankheiten wie Tuberkulose und Aids breiten sich aus. Ein ernstes Problem sind die ökologischen Schäden, die die sowjetische Landwirtschaft hinterlassen hat. Große Teile der Böden sind versalzen, mit Pestiziden oder radioaktiven Stoffen verseucht.
Welche Schwerpunkte setzt die Bundesregierung in der Entwicklungshilfe für diese Region?
Unser Zentralasienkonzept konzentriert sich auf drei Bereiche: Aufbau von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, Förderung von Wirtschaftsreformen und Sicherung der sozialen Grund- dienste. Schon vor fünf Jahren haben wir dies im Dialog mit den Regierungen der zentralasiatischen Länder erarbeitet. Das hat sich bewährt - ebenso wie unser Ansatz, nicht jedes Land einzeln zu betrachten, sondern die Region als Ganzes zu unterstützen.
Wie sieht diese Förderung konkret aus?
Beispiele für eine regionale Zusammenarbeit sind etwa die Programme zur Tuberkulosebekämpfung oder zur Armutsprävention. Auch in der Förderung von Justizreformen oder regionalen Wirtschaftskooperationen arbeiten wir länderübergreifend.
Daneben gibt es Projekte, die wir nur in einzelnen Ländern unterstützen: In Tadschikis-tan etwa fördern wir den Aufbau der Mikrofinanzbank, die Kredite für Kleinst- und Kleinunternehmer aus ärmeren Bevölkerungsgruppen bereitstellt.
Welchen Stellenwert hat Zentralasien für die Bundesregierung?
Die deutsche Ratspräsidentschaft hat Zentralasien zum regionalen Schwerpunkt erklärt. Mit derzeit jährlich 88 Millionen Euro ist Deutschland der wichtigste Geber - verglichen mit anderen europäischen Ländern. Als größter Beitragszahler der EU leisten wir übrigens auch auf dieser Ebene mit 24 Prozent unseren Beitrag. International gesehen, stehen wir etwa an zweiter oder dritter Stelle der Geberländer.
Welche Erfolge zeichnen sich bereits ab?
Es gibt ermutigende Entwicklungen, etwa im Bereich der Justiz. Diese Fortschritte haben Auswirkungen auf andere Bereiche: Wirtschaftsunternehmen werden sich nur dann in der Region ansiedeln, wenn Rechtstaatlichkeit gewahrt ist, das Bankenwesen transparent ist und wenn es gute Facharbeiter gibt. Die Menschen in den Ländern haben verstanden, wie eng alles verzahnt ist - das ist wichtig. Entscheidend ist nämlich nicht, wie viel Geld wir geben, sondern ob die Länder den Weg mitgehen.
Die Fragen stellte
Sandra Schmid