Schubkarre ohne Räder, Anti-Dealing- statt Anti-Doping-Gesetz - die Kritik der Experten an dem Gesetzentwurf der Regierung zur Doping-Bekämpfung im Sport ( 16/5526 ) ist teilweise massiv. Das Gesetz böte "keine Handhabe gegen Sportler, selbst wenn sie mit einer Ampulle am Halskettchen ins Stadion einlaufen", monierte der Frankfurter Oberstaatsanwalt David Kirkpatrick bei einer Anhörung des Sportausschusses am 20. Juni, bei der auch zwei Anträge von FDP und Grünen ( 16/4166 , 16/4738 ) zur Diskussion standen.
Zwar wurden die geplanten Gesetzesverschärfungen, die darauf abzielen, den Handel und den Besitz "nicht geringer Mengen" an Doping-Substanzen zu bestrafen, grundsätzlich begrüßt. Umstritten dagegen war, dass gedopte Athleten weiter der Sportgerichtsbarkeit unterliegen sollen. Dafür plädierten Generaldirektor Michael Vesper vom Deutschen Olympischen Sportbund und Franz Steinle, Präsident des Landgerichts Ravensburg. Vesper nannte den Gesetzentwurf einen wichtigen Baustein zur besseren Doping-Bekämpfung.
Die Bielefelder Rechtsprofessorin Britta Bannenberg hingegen sprach sich für die Einführung eines Straftatbestandes Sportbetrug aus. "Der Sportler muss als Kerngestalt des Dopinggeschehens strafrechtlich erfasst werden", forderte sie. Sportler seien Täter, bekräftigte in diesem Zusammenhang Professor Jens Adolphsen von der Uni Gießen. Anders als sein Kollege Matthias Jahn von der Universität Erlangen sah er keine verfassungsrechtlichen Bedenken.
Auch der italienische Doping-Gegner Sandro Donati forderte, Profisportler für Doping zu bestrafen. Noch wichtiger aber sei, so Donati, die sportlichen Leiter, Trainer und Ärzte zur Verantwortung zu ziehen, weil sie die Athleten verleiteten.
Expertenzweifel gab es auch am Sinn von Warnhinweisen auf Arzneimitteln gegen Doping-Missbrauch. Der ehemalige Radprofi Jan Schur warnte: "Solche Hinweise könnten im Breitensport eher als Aufforderung zum Dopingversuch missverstanden werden".
Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) erklärte vor der Anhörung, Doping-Sünder würden aus der Bundeswehr entlassen. Bisher gebe es aber keine Verdachtsmonmente gegen Bundeswehrsportler. "Aber wir gehen dieser Frage nach", betonte Jung.