FORSCHUNG
Wissenschaft soll internationaler werden. Opposition vermisst soziale Aspekte.
Die Hälfte der Studenten soll künftig einen Teil ihres Studiums im Ausland verbringen. Wissenschaftler sollen leichter in der Europäischen Union von einer Universität zur nächsten wechseln und hinterher in der Heimat beruflich aufsteigen können. Partnerschaften mit Hochschulen in armen Ländern sollen zur Entwicklungshilfe beitragen. So lauten drei Punkte der Internationalisierungsstrategie von Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU), die die Koalitionsfraktionen am 19. September im Forschungsausschuss begrüßten; die Opposition kritisierte sie als zu unkonkret.
Die Linke hielt die "soziale Situation der Studenten für unterbelichtet". Sie seien ohnehin schon durch die schlechte Ausstattung an den Hochschulen gebeutelt. Auch hörten sich die Ausführungen der Ministerin zu ungenau an. "Wo sollen zusätzliche Ressourcen mobilisiert werden? Wie sollen sich die Initiativen materiell und personell vernetzen?", fragte die Linke. Auch Bündnis 90/Die Grünen zeigten sich enttäuscht über die nach ihrer Ansicht alten und wenig ausgearbeiteten Ideen der Ministerin. "Was soll denn das neue sein von ihrer Seite?", so die Grünen. Schavan entgegnete, das von ihr vorgestellte Konzept stelle lediglich die Grundzüge "und nicht das Programm für die nächsten zehn Jahre" dar. Auch die SPD, an sich einverstanden mit dem Konzept, zeigte sich besorgt, ob das Bildungsministerium ausreichend an alle Gesellschaftsschichten gedacht hat. Das Auslandsstudium für die Hälfte aller Studenten zu ermöglichen, sei eine "sehr, sehr hohe Marke, von der wir noch sehr weit entfernt sind". Wichtig sei es dabei, auch sozial Schwächere einzubeziehen, vor allem "vor dem Hintergrund unserer Studiengebühren und denen im Ausland".
Zu den von Schavan als neuen Ansatz bezeichneten Punkten gehört die verstärkte Kooperation deutscher Hochschulen mit Partnern aus Schwellen- und Entwicklungsländern. Die FDP zeigte sich besonders an diesem Punkt interessiert. Sie wies darauf hin, dass indische Wissenschaftler bei einem Treffen auf die Notwendigkeit von Stipendien hingewiesen hätten, weil extrem viele Menschen in dem Land sehr arm seien. Auch seien die Universitäten in Indien schlecht ausgestattet. Deutschland könne dort etwa helfen, indem es Lehrstühle für Germanistik sponsore.
Schavan will mit der Internationalisierungsinitiative Deut- schland als Wissenschaftsstandort vorantreiben. Vor allem die Hightech-Strategie, in die auch im kommenden Jahr ein großer Teil der Ausgaben des BMBF investiert werden, soll damit unterstützt werden. Als einen Punkt, der für den Austausch von Wissenschaftlern innerhalb der EU notwendig ist, nannte Schavan "soziale Sicherungssysteme". Zur Not müsse die EU einen Fonds einrichten. Aber da "sind wir noch ganz am Anfang".