Während "Die Grünen/Bündnis 90"(Ost) und "Die Grünen"(West) bei der ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl noch als Kontrahenten gegeneinander antraten, marschierten sie ab dem 23. November 1992 zusammen. Zwei Jahre nach der Deutschen Einheit schlossen sie einen Assoziationsvertrag und gründeten damit eine neue Bundespartei. Im April des darauf folgenden Jahres segneten auch die Mitglieder beider Lager in einer Urabstimmung die Fusion ab: 91,8 Prozent der Grünen und 85,7 Prozent der Bündnis 90-Mitglieder votierten für die gemeinsame Zukunft.
"Die Grünen" hatten sich seit Ende der 70er-Jahre ihren Platz im bis dahin tradierten Drei-Parteiensystem der Bundesrepublik erkämpft. Anfangs in einzelnen Kreistagen vertreten, zogen sie im Oktober 1979 in Bremen erstmals in ein Landesparlament ein. Bei den vorgezogenen Bundestagswahlen im März 1983 schafften "Die Grünen" den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde. Zwei Jahre später schlossen sich in Hessen SPD und Grüne zur ersten Regierungskoalition zusammen. Nach heftigen innerparteilichen Richtungskämpfen konnten Ende der 80er Jahre die "Realos" ihren Kurs gegenüber den "Fundis" durchsetzen.
Der parteipolitische Partner "Bündnis 90" entstand in der DDR der Wende-Zeit als Zusammenschluss von Bürgerbewegungen und Oppositionsgruppen. Das "Neue Forum", die "Initiative Demokratie und Menschenrechte" und "Demokratie Jetzt" traten als "Bündnis 90" erstmals bei den Volkskammerwahlen im Februar 1990 an. Schon bei den ersten Wahlen zum gesamtdeutschen Bundestag schlossen Bündnis 90 und "Die Grünen" in Ostdeutschland ein Wahlbündnis. Fragte "Die Zeit" noch 1996 in einem Artikel "Sind die Grünen überflüssig?", zeigte sich nur zwei Jahre später, dass sie es - zumindest für die SPD - nicht waren: Unter Gerhard Schröder kam es 1998 zur ersten rot-grünen Bundesregierung.