In den Jahren 1000 - 1526 entwickelt sich Ungarn zu einem mächtigen Staat. Der aus luxemburgischem Adelsgeschlecht stammende ungarische König Sigismund (1368 - 1437), Sohn Kaiser Karls IV. und mächtiger Gegner der böhmischen Hussiten, wird römischer Kaiser. König Matthias Corvinus (1443 - 1490) gelingt es, einen Teil des böhmischen Königreiches, die Markgrafschaft Mähren, Ungarn einzugliedern.
Nach der Zerstörung des byzantinischen Reiches (Eroberung von Konstantinopel 1453) beginnen die Osmanen, den Südosten Europas zu erobern. Den Höhepunkt erreicht die Macht des Osmanischen Reichs unter Süleyman I. (1520 - 1566). Seine Truppen schlagen die ungarische Armee im Jahre 1529 vernichtend in der Schlacht bei Mohács. König Ludwig II. wird getötet. Zwar zieht das osmanische Heer noch vor Jahresende vorläufig ab, aber um die Thronnachfolge gibt es einen Streit zwischen dem Habsburger Ferdinand I. und dem Ungarn Johann Zápolya, der die Türken um Hilfe ersucht. Letztlich fällt das westliche Ungarn an Österreich, während Zápolya im Frieden von Großwardein als König Restungarns unter türkischer Oberhoheit anerkannt wird. Nach seinem Tod 1540 besetzen die Osmanen das mittlere Drittel des einstigen Ungarns und lassen Zapolyas Sohn das Fürstentum Siebenbürgen. Im Jahre 1686 werden aber Buda und Pest von Eugen von Savoyen zurückerobert. Die schwächer gewordenen Osmanen werden zurückgedrängt. Ganz Ungarn wird in die österreichische Monarchie eingegliedert.
In den Jahren 1686 bis 1867, während der uneingeschränkten Herrschaft der Habsburger, kommen starke dezentralistische Tendenzen zum Ausdruck. Die ungarische Aristokratie ist nicht bereit, auf ihre Privilegien zu verzichten. In der Zeit der französischen Revolution sind in allen Teilen der österreichischen Monarchie auch erste Anzeichen des modernen, vorwiegend sprachlich definierten Nationalismus zu beobachten. In Ungarn kommt es zu Aufständen. Zu erwähnen sind vor allem der Unabhängigkeitskampf in Siebenbürgen in den Jahren 1703 - 1711 (Fürst Ferenc II. Rákoczi) und der nationale Unabhängigkeitskampf in den Jahren 1848/49 (Proklamation der Unabhängigkeit am 14. April 1848) unter Lajos Kossuth. Ungarn wird nach langen Jahren wieder von Österreich unabhängig, bevor die Österreicher den Aufstand mit Hilfe russischer Truppen niederschlagen können.
Zu den Ursachen des zweiten Aufstandes gehört ohne Zweifel die zentralistische Politik der Habsburger, die vor allem in den Jahren 1740 - 1780 unter Maria Theresia und 1780 - 1790 unter Joseph II. fast rück-sichtslose Züge annahm. Vor allem die Regentschaft Josephs II. wird zum Symbol einer zwar rationell begründeten, aber zugleich alle Traditionen negierenden Willkürherrschaft. Andererseits ist zu betonen, dass gerade in dieser Zeit einige Schritte zur Modernisierung (wirtschaftliche, gesellschaftspolitische und kulturelle Reformen, Einführung der religiösen Toleranz) sowie Entwicklung bestimmter wirtschaftlich rückständiger Regionen unternommen werden.
Im Jahre 1867 erkennt Wien an, dass ein österreichischer Zentralstaat keine Zukunft mehr hat. Nach Ansicht des Kaisers Franz Joseph I. dürfen sich die revolutionären Ereignisse der Jahre 1848/49 nicht mehr wiederholen. Am 29. Mai kommt es schließlich zum so genannten Ausgleich zwischen den Habsburgern und den mächtigen ungarischen Ständen. Kaiser Franz Joseph I. wird zum König von Ungarn gewählt, die österreichisch-ungarische (kaiserliche und königliche) Doppelmonarchie wird gegründet. Pest wird zum Sitz des ungarischen Reichstags und aller ungarischen Ämter. Über ungarische Innenpolitik, Wirtschaft und Kultur wird zukünftig in der ungarischen Hauptstadt entschieden. Nur über überregionale finanzielle, außenpolitische und militärische Angelegenheiten entscheidet das Wiener Zentrum.
Dieser Schritt führt in den nächsten Jahren zur beschleunigten Modernisierung Ungarns, bildet aber auch den Anfang einer weiteren Zentralisierung, die diesmal nicht von Wien, sondern von der ungarischen Hauptstadt Pest ausgeht. Der Triumph der Ungarn bedeutet außerdem eine Niederlage des wirtschaftlich hoch entwickelten Böhmens und Mährens oder, genauer gesagt, der tschechischen politischen Elite, die auf eine Dreiteilung der Monarchie gehofft hatte. Somit bedeutet der österreichisch-ungarische Ausgleich gleichzeitig den ersten Schritt zur Auflösung der Habsbuger Monarchie, zur Entstehung der mitteleuropäischen Nationalstaaten. Die Slowaken bezeichnen den Ausgleich bis heute als den Anfang einer rücksichtslosen Magyarisierung, die eine substantielle Bedrohung für die Existenz der slowakischen Nation bedeutete. Ob diese Behauptung empirisch beweisbar ist, kann an dieser Stelle nicht entschieden werden, es besteht aber kein Zweifel daran, dass die Zentralisierung den Prozess der Entstehung von slowakischen kulturellen und politischen Eliten zumindest stark behindert hat. So sinkt von 1867 bis 1912 die Zahl der Volksschulen mit Slowakisch als Unterrichtssprache von 2000 auf 377, und geschlossen werden auch die einzigen drei slowakischen Gymnasien. Die oft erwähnte Auswanderung vieler Slowaken nach Amerika muss andererseits nicht unbedingt als Beweis für eine verstärkte wirtschaftliche Ausbeutung der Bevölkerung der Slowakei interpretiert werden; sie ist eher eine Folge der Modernisierung der Landwirtschaft und der wachsenden Attraktivität der USA als Einwanderungsland. Diese kurze und umstrittene Periode der ungarischen und slowakischen Geschichte wird durch den Ersten Weltkrieg beendet, in dem Ungarn als Teil der kaiserlich-königlichen Monarchie bei den Besiegten steht.
1918 wird das slowakische Gebiet in die Tschechoslowakische Republik (CSR) eingegliedert. Dieser Schritt wird ein Jahr später international anerkannt (Staatsvertrag von Saint Germain en Laye, 10. September 1919). Während das Ungarische Königreich (Transleithanien) 1910 21,7 Millionen Einwohner hatte (es bestand aus dem Königreich Ungarn-Siebenbürgen, Fiume mit Umgebung sowie dem Königreich Kroatien und Slavonien), verliert die neue Ungarische Republik aufgrund des Vertrags von Trianon zwei Drittel ihres Staatsgebiets und ein Drittel ihrer Bürger. Drei Millionen Ungarn verbleiben außerhalb der Landesgrenzen. Ungarn wird ein Nationalstaat.
Im allgemeinen historischen Bewusstsein der ostmitteleuropäischen Bürger wird die Entstehung moderner Nationen (meist "nationale Wiedergeburt" genannt) mit dem Kampf um die Nationalsprache identifiziert. Aber um diese müssen nicht nur die Slowaken und die Tschechen, sondern auch die Ungarn und sogar die Deutschen kämpfen. 1749 stellt die Kaiserin Maria Theresia lakonisch fest: "Wir Österreicher haben eine sehr schlechte Sprache." Sie meint damit den Rückstand, in den das österreichische Deutsch gegenüber der mittel- und norddeutschen Hochsprache geraten ist. Der Grund dafür ist unter anderem der starke Einfluss des Lateinischen, das im katholischen Österreich bis zu den 1774 eingeleiteten theresianischen Reformen des Schulwesens und der Einführung des modernisierten Deutschen als Sprache der Verwaltung in den Jahren 1780 - 1790 die Funktion einer Schriftsprache hatte. Diese Entscheidung Josephs ist der eigentliche Anfang der "nationalen Wiedergeburten" aller österreichischen Völker. Den ungarischen Ständen ist es zwar gelungen durchzusetzen, dass seine Anordnung in den 90er-Jahren des 18. Jahrhunderts wieder aufgehoben werden. In den 30er-Jahren des 19. Jahrhunderts wird aber in ganz Ungarn das Lateinische definitiv durch Ungarisch ersetzt. Von 1780 bis 1790 ist Deutsch offizielle Schriftsprache, von 1790 bis 1830 Lateinisch und seither Ungarisch.
Anders verläuft die Entwicklung in der Slowakei. Durch einen Kraftakt mehrerer Generationen von Wissenschaftlern gelingt es zunächst, die seit dem 17. Jahrhundert als Schriftsprache der Protestanten benutzte tschechische Bibelsprache durch die slowakische Volkssprache zu ersetzen. Die Reform des katholischen Priesters Anton Bernolák (1760 - 1813) ist zwar gescheitert, aber der Protestant L'udovít Štúr (1815 - 1856) kann sich mit seiner auf dem mittelslowakischen Dialekt beruhenden Schriftsprache schließlich durchsetzen.
Im Gegensatz zum Ungarischen, das nicht nur die Sprache der schöngeistigen Literatur geblieben ist, sondern sich außerdem auch zur Sprache der Staatsverwaltung, der Politik und der Wissenschaft erweitert hat, ist die Entwicklung der slowakischen Sprache insgesamt sehr viel langsamer verlaufen. Zur vollwertigen Schriftsprache hat sich das Slowakische erst in der Tschechoslowakischen Republik entwickeln können.
Franz Schäfer ist Lehrbeauftragter für Linguistik an der Universität Köln.