Die Tübinger Poetik-Vorlesungen des jüdischen Romanciers Amos Oz waren ein einziges Plädoyer für größere Toleranz im Nahen Osten. Oz stellte sich dem Auditorium ironisch-verzweifelt als "Experte in vergleichender Fanatismusforschung" vor, was jeder mit halbwegs hellen Sinnen in Nahost werde. Fanatismus resultiere aus kompromissloser Selbstgerechtigkeit, "der Plage vieler Jahrhunderte". Beide Völker, Israelis wie Palästinenser, erheben zurecht Anspruch auf das Land am Jordan, und darum gebe es letztlich nichts anderes als einen "schmerzhaften Kompromiss". Aber eins versichert er den Europäern: 1.000 Jahre werde man dafür nicht brauchen, "unsere blutige Geschichte wird kürzer sein als Eure blutige Geschichte." Man möcht's gern glauben! ks
Amos Oz
Wie man Fanatiker kuriert.
Mit einer Vorlesung von Izzar Ghazzawi.
Suhrkamp Verlag, Frankfurt/M. 2004; 109 S., 8,- Euro