Der Baselitz" persönlich war da, und der Bundeskanzler. Beide zogen ein derart großes und interessiertes Publikum in die Bonner Kunstmeile, dass es schwierig war, bis zu ihnen vorzudringen: "Das pure Chaos zur Eröffnung" war deshalb im Generalanzeiger zu lesen und meinte allerdings damit erst einmal das frustrierende Ergebnis der schleppenden Sicherheitskontrolle am Eingang, die es "Hunderten von Menschen" gar nicht erst erlaubte, rechtzeitig in die Bundeskunsthalle zu gelangen. Denn dort wollten der Künstler und der Politiker gemeinsam eine "sensationelle Ausstellung" eröffnen.
Der inzwischen in vielen internationalen Museen vertretene Georg Baselitz wurde 1957 nach zwei Semestern an der Hochschule für bildende und angewandte Kunst in Ostberlin "wegen gesellschaftlicher Unreife" vom Studium ausgeschlossen und machte 1963 in Westberlin seinen Abschluss als Meisterschüler. Die erste Ausstellung des Malers und Bildhauers wurde über Nacht zum Skandal: Zwei Bilder wurden von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt und nach dem Prozess 1965 zurückgegeben. 1969 begann Baselitz, seine Gemälde "auf dem Kopf" zu malen. Thema des ersten Bildes: "Der Wald auf dem Kopf".
Eine der Begründungen für seine Konzeption lautet: "Ein Gegenstand auf dem Kopf gemalt ist tauglich für die Malerei, weil er als Gegenstand untauglich ist." Und: "Mein Verhältnis zum Gegenstand ist willkürlich."
Gleichzeitig mit den Werken von Baselitz ist in der Bundeskunsthalle noch etwas anderes zu sehen: Der Fotograf Benjamin Katz aus Antwerpen hat seinen Freund, wie andere Künstler auch, mit der Kamera begleitet. Sowohl bei der Arbeit im Atelier als auch in der Öffentlichkeit. Und das 25 Jahre lang! So gibt es ungefähr 80 Portraits von Baselitz zu sehen, die ihn beleuchten und enthüllen und ihn als Künstler und Menschen dem Betrachter näher bringen wollen.
Der Bundeskanzler schien seinen Besuch in der alten Bundeshauptstadt und die ihm erwiesene Aufmerksamkeit zu genießen. Als Freund von Baselitz aus alten Tagen und großer Bewunderer seiner Kunst erinnerte er daran, dass er selbst in seinen Berliner Arbeitsräumen ein großes Gemälde hängen hat, das eines Adlers nämlich, mit dem Kopf nach unten.
Noch bis zum 8. August können die Besucher in Bonn die Arbeiten eines Mannes betrachten, der von manchen als "prominentester Künstler der Gegenwart" gesehen wird. Rosemarie Heckmann