Kaum war aus dem Verteidigungsministerium vernommen worden, dass der Dienstherr es seinen Frauen und Männern in Uniform - zumindest den Paaren - zukünftig gestatten will, innerhalb deutscher Kasernen ihre sexuellen Bedürfnisse zu stillen, ist in den Stäben auf der Hardthöhe hektische Betriebsamkeit ausgebrochen. Beim Militär läuft schließlich nichts ohne gründliche Planung - auch nicht unter der Bettdecke.
Eine spezielle Task Force "Sex and the barracks" soll in Zusammenarbeit mit den NATO-Partnern entsprechende Dienstanweisungen für die Truppe erarbeiten. Der Leitfaden soll auch auf die spezifischen Probleme im militärischen Alltag eingehen: "Partnerschaft zwischen Vorgesetzen und Untergebenen - Grußpflicht beim Geschlechtsverkehr?", "Sexuelle Enthaltsamkeit vor dem Kampfeinsatz" oder "Täuschen, Tarnen und Verhüten im Felde" sind nur einige Beispiele, die den Soldatinnen und Soldaten das korrekte Verhalten im Liebesfall erleichtern sollen.
Eine Gruppe von Sprachforschern soll zudem das militärische Vokabular durchforsten, um mögliche Irritationen zu vermeiden: Derzeit noch gängige Befehle wie "Stellungswechsel!" könnten im Ernstfall katastrophale Situationen heraufbeschwören.
Angehörige der Streitkräfte, die zu NATO- oder UN-geführten Auslandseinsätzen abkommandiert werden, sollen zukünftig in den zusätzlichen Ausbildungsgängen "Under friendly fire" und "Der Feind in meinem Bett" auf die neuen Herausforderungen vorbereitet werden.
Die Task Force stieß bei ihren Recherchen auf einen Vorschlag einer grünen Abgeordneten, die bereits vor einigen Jahren gefordert hatte, dass es Soldaten-Paaren auch im Auslandseinsatz gestattet werden müsste, ihre Liebe zu leben. Doch leider mangele es in den Bundeswehr-Camps fern der Heimat durchweg an der Möglichkeit, ein diskretes und ungestörtes Plätzchen zu finden. Die Abgeordnete hatte deshalb die Bereitstellung von so genannten "Liebes-Containern" gefordert. Die Experten prüfen nun, ob eine solche Beschaffung angesichts der angespannten Finanzlage möglich ist.
Bezweifelt werden darf allerdings schon jetzt, dass - egal ob in der heimischen Kaserne oder im Container - allzu viel Erotik aufkommen wird. Die bei der Einkleidung von Wehrpflichtigen ausgegebene Dienst-Unterwäsche entspricht dann doch zu sehr dem klassischen Liebestöter. Alexander Weinlein