Das Parlament: Verfolgen Sie und Ihr Team mit "bosporus.trend" auch ein aufklärerisches Ziel?
Nazan Eckes: Zielsetzung ist es, eine Brücke zwischen zwei Kulturen zu schlagen, da in Deutschland immer noch beide Gesellschaften nebeneinander herleben. Da wollen wir vermitteln, und die positiven Zuschauerreaktionen auf unsere Pilotsendung zeigten, dass hierfür auch ein Bedarf da ist.
Das Parlament: Unterscheidet sich der Lifestyle türkischer Jugendlicher von dem westeuropäischer Jugendlicher?
Nazan Eckes: Das Land hat sich in den letzten Jahren sehr entwickelt. Die Leute sind viel freier geworden. In der Türkei ist die Mode - zumindest in der immer stärker werdenden Schicht moderner Einwohner - sehr westlich orientiert. Man macht sich gern chic, ungefähr so wie in Italien. Es gibt aber auch noch eine breite Schicht eher konservativerer junger Türken.
Das Parlament: Gibt es in Ihrem privaten Freundeskreis auch andere Türken, die in einem so genannten Trendberuf arbeiten?
Nazan Eckes: Es gibt einige, die sich für kreative Jobs interessieren. Das hat schon sehr zugenommen.
Das Parlament: Hören Sie manchmal davon, dass deutsche Türken es schwerer in Trendberufen haben als Deutsche?
Nazan Eckes: Nun, ich kann mir beispielsweise gut vorstellen, dass türkische Väter immer noch Probleme damit haben, wenn ihr Sohn sagt, "ich will Modedesigner werden".
Mode und Schmuck etcetera gelten traditionell noch sehr massiv als Frauensache. Auch damals bei VIVA waren wir eine Minderheit. Ich glaube, auf der Telefonliste standen nur drei andere Türken.
Das Interview führte Sebastian Büttner.