Die Erweiterung der Europäischen Union kann als einer der größten Erfolge der Integrationsgeschichte gelten. Seit den Römischen Verträgen wurde die auf gemeinsamen Werten gründende Zone der Stabilität in fünf Beitrittsrunden immer weiter ausgedehnt. Heute ist die Union mit rund 480 Millionen Einwohnern zu einem der größten Wirtschaftsräume der Welt aufgewachsen.
Auf der politischen Landkarte ist dabei allerdings ein kleiner weißer Fleck übrig geblieben: die Staaten des westlichen Balkans. Nach offiziellen Bekundungen aus Brüssel dürfen sie sich zwar auch als Anwärter auf den Beitritt begreifen. Ob und wann dieser aber je stattfinden wird, erscheint unklar. Denn seit dem Scheitern des Verfassungsvertrags haben die Mitgliedsstaaten zuallererst die "Aufnahmekapazität" der EU und nicht das weitere Zusammenwachsen Europas vor Augen.
Die innere Konsolidierung der Europäischen Union und die Perspektive der noch ausstehenden Südosterweiterung müssen in engem Zusammenhang diskutiert werden. Dabei sollte das demoralisierende Gerede über "Alternativen zur Mitgliedschaft" aber aufhören, wenn das Aufbau- und Reformprojekt in der Region fortgesetzt werden soll. Die Erweiterung der Union war schließlich deshalb erfolgreich, weil Alt- und Neumitglieder heute gleichberechtigte Partner sind.
Handlungsfähigkeit und Kohäsion der Union werden nicht leiden, wenn das Erweiterungsprojekt konsequent und nach bewährten Regeln vollendet wird. Es liegt im eigenen Interesse Europas, einmal versprochene Beitrittsmöglichkeiten möglichst zu konkretisieren und damit der Region eine Stabilitätsdividende anzubieten. Zukunftsfähigkeit zeigt sich nicht zuletzt darin, an historisch bewährten Strategien und Politiken festzuhalten.