Es ist ein echter Quotenkiller: Schon das Wort "Europa" lässt Bürger den Kopf schütteln, Politiker wettern und Schüler gähnen. Alles scheint gesagt, erklärt und gerne wiederholt zu sein - ein Potpourri aus Halbwahrheiten und Vorurteilen. Marc Leonard, Direktor für Internationale Politik am Centre for European Reform, dreht in seinem Buch den Spieß um. Er erklärt, warum Europa eine "transformative Macht" ist, die in der Welt eine positive Wirkung entfaltet: In der Fähigkeit, sich ständig zu verändern, sich Krisen und Konflikten ohne machtpolitischen Hintergedanken zu stellen, liegt für Leonard die ganz große Stärke des "alten Kontinents". Kein Superstaat, sondern ein Netzwerk, das Systeme dadurch verändert, dass es Reformer belohnt und Nachzüglern Vergünstigungen vorenthält.
Zum Vergleich wird Leonard nicht müde dem Leser ein abschreckendes Gegenbeispiel zu präsentieren: die USA. Ein Buch, das machmal die Sichtweise ein wenig verengt, aber in vielerlei Hinsicht eine lesenwerte Alternative zur sonstigen schwarzmalerischen Lektüre über Europa ist.
Warum Europa die Zukunft gehört.
Deutscher Taschenbuch-Verlag,
München 2007;
196 S., 15,00 ¤