Kindheits- und Jugenderinnerungen haben Hochkonjunktur; seit Jana Hensels "Zonenkinder" besonders jene Rückblicke auf die späten 80er in der DDR und die Nachwendezeit. Gerade ist "DJ Westradio"von Sascha Lange erschienen, da legt der "Tagespiegel"-Redakteur Robert Ide schon mit "Geteilte Träume. Meine Eltern, die Wende und ich"nach. Das muss man nicht kritisieren, vielleicht reißen solche Titel ja ein Loch in die "Mauer in den Köpfen". Kritisieren lassen sich auch nicht die konkreten Erinnerungen der Autoren - die Darreichung aber sehr wohl. Vor allem, wenn den Leser ein gewisses Deja-Vu-Erlebnis ereilt.
Bei dem in Leipzig 1971 geborenen Lange stellt sich dies spätestens auf Seite 20 ein, wenn die selbstgebastelte Ost-Variante des legendären West-Playmobil-Schiffes durch die Kinderstube segelt. Florian Illies promotete es bereits in "Generation Golf". Und in dessen locker-leichten Stil liest sich auch "DJ Westradio" über weite Strecken - nur ermüdender. Denn offensichtlich fokussierten sich die Kinderträume in Leipzig von früh bis spät auf Markenprodukte, die der Westbesuch zu Messezeiten mitbrachte. Der zweite Teil des Buches über die Wendezeit ist zwar deutlich gehaltvoller, aber bis dahin muss der Leser erst einmal kommen.