Für den Roman "Der Bastard von Istanbul" wurde Elif Shafak wegen der "Herabsetzung des Türkentums" angeklagt. Der konkrete Vorwurf lautete, sie habe durch die Erwähnung des Völkermordes an den Armeniern das Türkentum beleidigt. Wie zuvor bereits die Anklage gegen Literatur-Nobelpreisträger Orhan Pamuk endete auch das Verfahren gegen Shafak mit einem Freispruch. Das Lamento des Staatsanwalts, der das Urteil auf den Einfluss "ausländischer Kräfte" zurückführte, verhallte ungehört.
Pamuk hält viel von seiner Kollegin und bezeichnete sie als "beste türkische Autorin" des vergangenen Jahrzehnts. Der im Januar 2007 in Istanbul erschossene armenisch-türkische Publizist Hrant Dink gehörte auch zu ihren Freunden. In der Türkei sind "Literatur und Politik untrennbar miteinander verbunden", meint Shafak. 1971 in Straßburg geboren, pendelt sie zwischen Europa und der Türkei. Wie ihre Roman-Heldin Armanoush bricht sie mit den Tabus der türkischen Gesellschaft, engagiert sich für Frauenrechte und verspottet die Ultranationalisten. Ein wirklich lesenswertes Buch!
Der Bastard von Istanbul. Roman.
Eichborn Verlag, Frankfurt/M. 2007; 460 S., 22,90 ¤