Reservewährung
International gewinnt der Euro immer stärker an Bedeutung
Die internationale Rolle des Euro war schon
während der Vorbereitung auf die Währungsunion (EWU) ein
heiß diskutiertes Thema. Die einen erhofften sich eine
europäische Superwährung, die dem Dollar Konkurrenz
machen und Europas internationalen Einfluss stärken sollte.
Die anderen fürchteten, Anleger aus Staaten außerhalb
der EWU würden der Stabilität des Euro misstrauen, mit
bitteren Folgen: Der Euro könne noch hinter den Status der
D-Mark zurückfallen und/oder sein schwacher Wechselkurs die
Europäische Zentralbank unter dem Druck der
Mitgliedsregierungen dazu bringen, eine aktive Wechselkurspolitik
zu betreiben - mit negativen Folgen für die
Preisstabilität in der Eurozone. Wieder andere hegten wohl aus
einer Art falsch verstandener Theorie der Massenträgheit
he
-raus die Hoffnung, die beiden Schwergewichte Dollar und Euro
würden weniger gegeneinander schwanken als beispielsweise die
D-Mark und der Dollar. So könnte ein goldenes Zeitalter
bevorstehen, mit größerer Berechenbarkeit für
transatlantische Investoren.
Dazu ist es aber nicht gekommen. In den vergangenen fünf Jahren hat der Euro - nach einer ausgeprägten Schwächephase - gegenüber dem Dollar mehr als 50 Prozent an Wert gewonnen. Was sich gut anhört, ist für europäische Unternehmen ein großes Problem: In Dollar gerechnet haben sich ihre Produkte um die Hälfte verteuert, während von in den USA erzielten Umsätzen entsprechend weniger in Euro übrig bleibt.
Was die private Verwendung angeht, ist das Paar
Euro/Dollar die bei weitem am mei
s-
ten gehandelte Währungskombination, sie erreicht ungefähr
den doppelten Wert der früheren Kombination D-Mark/Dollar. Die
Praxis zeigt, wie groß das Vertrauen privater Anleger in die
junge EU-Währung ist.
Auch bei den Eurobeständen als internationale Reservewährung, den Devisen, die große Zentralbanken halten, kam die europäische Währung 2006 auf eine Marge von gut 25 Prozent der internationalen Reserven. Das ist weit mehr, als die früheren nationalen Währungen zusammen erreicht haben - der Euro ist demnach mehr als die Summe seiner Teile. Im Vergleich zum Dollar bleibt er aber immer noch weit abgeschlagen, denn die amerikanische Währung bringt es auf über 65 Prozent. Dabei geht die Tendenz nach unten.
Doch das ist historisch nichts Neues: Fast immer, wenn der Dollar in einer Schwächephase ist, verliert er auch als Reservewährung an Bedeutung. Dabei rutschte er in den 80er-Jahren schon einmal nahe an die 50-Prozent-Grenze heran. Oftmals wird darüber spekuliert, ob die großen asiatischen Zentralbanken, allen voran die Japans und Chinas, einen größeren Teil ihrer Dollarbestände gegen Euro eintauschen. Denn natürlich ist es im Sinne der Wertbewahrung ein schlechtes Geschäft, Jahr für Jahr abnehmende Dollarnotierungen hinnehmen zu müssen. Einem kräftigen Umschwung stehen jedoch mehrere Faktoren gegenüber: Erstens ist auch der Euro nicht vor Wertverlusten geschützt. Zweitens könnte ein mehr als gradueller Ausstieg einen rasanten Kursrutsch zur Folge haben. Gerade die Länder, die hohe Bestände an Wertpapieren haben, die in Dollar ausgegeben sind, würden sich damit selber mehr schaden als nützen.
Drittens ist der Dollar auf absehbare Zeit die beherrschende Handelswährung. Beispielsweise ist nicht abzusehen, dass er als "Ölwährung" vom Euro verdrängt werden könnte.
Der Autor ist Redakteur beim "Handelsblatt".