Was hat der Euro für die Wirtschaft und die Bürger in Europa gebracht?
Die Erfolge sind unverkennbar. Die Umtauschkosten sind zurückgegangen, der Besuch anderer Länder ist einfacher, der Handel innerhalb Europas hat zugenommen. Der Euro hat einen gemeinsamen europäischen Finanzmarkt geschaffen, der für die Wirtschaft und die Anleger viele Vorteile bringt.
Dazu kommt: Das frühere europäische Währungssys-tem wäre in den politischen Turbulenzen der letzten Jahre zerbrochen. Ohne den Euro hätte es eine unkontrollierbare Achterbahnfahrt der europäischen Währungen gegeben.
Dass nach dem 11. September eine globale Finanzkrise verhindert werden konnte, liegt auch daran, dass die Zentralbankchefs der beiden Weltwährungen, Euro und Dollar, sich abstimmen und schnell reagieren konnten.
Warum wünschen sich viele Europäer ihre alte Währung zurück? Was kann dagegen getan werden?
Die D-Mark war eine Erfolgsstory und ein Teil der deutschen Identität. Dass die Deutschen mit Sehnsucht an ihre alte Währung denken ist keine schlechte Sache. Wichtig ist, dass die Stabilitätskultur der D-Mark im Euro fortlebt.
Sind die institutionellen Grundlagen der Euro-Zone noch adäquat? Was ist von der Kritik aus Frankreich an der Europäischen Zentralbank zu halten?
Die Institutionen der Euro-Zone haben sich bewährt. Die Finanzkennzahlen in den Ländern des Währungsraums sind besser als vor 15 Jahren. Dazu hat beigetragen, dass die Europäische Zentralbank so konstruiert ist wie die Bundesbank. Ein Indiz für den Erfolg ist auch, dass andere Wirtschaftsräume etwa in Afrika oder am Golf das europäische Modell kopieren wollen. Dabei werden unsere Kriterien, etwa die Drei-Prozent-Obergrenze für das Etatdefizit, übernommen.
Ich bin verärgert darüber, was in Frankreich immer wieder von links bis rechts passiert. Den Euro als Ursache für die Probleme der heimischen Wirtschaft hinzustellen, ist eine billige Methode, um von den eigenen Fehlern, den mangelnden strukturellen Reformen, abzulenken. Die deutsche Seite darf dem auf keinen Fall nachgeben. Frankreich muss endlich verstehen, dass der Maastrichter Vertrag - das Gründungsdokument der Währungsunion - ein völkerrechtlicher Vertrag ist, der durch den Wahlkampf nicht verändert wird.
Viele Staaten Osteuropas wollen den Euro - sollen sie ihn bekommen?
Wenn sie die Beitrittskriterien erfüllen, ja. Diese Kriterien sind sehr streng, und die Euro-Anwärter sollten sich Zeit nehmen, damit sie diese auch wirklich erfüllen können. Es darf hier keine Kompromisse geben.
Wie lange wird es den Euro noch geben?
Länger als uns beide.
Die Fragen stellte
Mark Schieritz