SOZIALFONDS
Geld für schlecht Ausgebildete, Langzeitarbeitslose und Existenzgründer
In Grabungshäusern pflegen 30 Männer und Frauen keltische und römische Fundstücke und dokumentieren sie säuberlich in Listen. Scheint die Sonne wieder häufiger, dann wird an einem keltischen Ringwall und bei einer römischen Ansiedlung "kräftig gebuddelt", erzählt Christian Kaster. Es wird vermessen, Scherben werden restauriert. "Das ist spannender als Laubkehren im Park", meint der Geschäftsführer von Terrex. Die kommunale Gesellschaft kümmert sich um archäologische Ausgrabungen im Nordsaarland und ist zudem eine vom Europäischen Sozialfonds (ESF) mitfinanzierte Beschäftigungsinitiative.
Die Leitlinie des ESF ist die Bekämpfung der Erwerbslosigkeit. Neben Arbeitslosen werden auch Existenzgründer unterstützt oder Schulabgänger ohne Lehrstelle. Die schlecht ausgebildeten 20- bis 55jährigen Arbeitslosengeld-II-Bezieher bei Terrex lernen handwerkliche Grundqualifikationen. Sie werden auch sozialpädagogisch betreut. Unterziehen sich Teilnehmer nach den Kursen einer Prüfung, so erhalten sie auch Zeugnisse.
Eine zweite Initiative, die vom ESF gefördert wird, ist das SOS-Kinderdorf im saarländischen Merzig. Stationshilfen für die Grundpflege in Heimen heißt die Ausbildung, die Bärbel Kramb für junge Langzeitarbeitslose ohne richtige Berufsqualifikation anbietet. Die jeweils 15- bis zu 25jährigen Frauen und Männer haben Unterricht, sie kümmern sich in Altenheimen um deren Bewohner. Bei speziellen Praktika lernen sie Waschen, Windeln sowie An- und Ausziehen von Pflegebedürftigen. Kramb: "Bei den Teilnehmern ist viel persönliche Betreuung nötig, viele müssen sich ans Lernen und Arbeiten erst gewöhnen."
Ohne die ESF-Gelder gäbe es diese beiden Initiatven nicht. Krambs Fortbildungen kosten im Jahr 300.000 Euro, die Hälfte kommt vom ESF, 40 Prozent von der Arbeitslosengeld-II-Behörde, zehn Prozent steuert das Kinderdorf bei. Vom Terrex-Gesamtetat stammen 41 Prozent aus dem ESF-Topf. Flossen EU-weit zwischen 2000 und 2006 insgesamt 70 Milliarden Euro in den ESF, so sind es von 2007 bis 2013 sogar 75 Milliarden. Indes verteilt sich diese Summe auf nunmehr 27 Mitgliedstaaten. Und so entfallen denn auf die Bundesrepublik in der neuen Periode nur noch 9,4 Milliarden Euro statt zuvor 11,9 Milliarden Euro, wobei von diesen Mitteln Ost- und Westdeutschland je zur Hälfte profitieren. Beim Saarbrücker Wirtschaftsministerium zeigt man sich zufrieden, dass im Schnitt rund 40 Prozent der Teilnehmer anschließend einen Job, eine Lehrstelle oder eine anderes Förderprojekt mit Perspektive finden. Bei Terrex trifft dies auf ein Fünftel, beim SOS-Kinderdorf auf die Hälfte der Absolventen zu. Bärbel Kramb: "50 Prozent ist ein wirklich guter Erfolg".
Der Autor ist freier Journalist in Berlin.