Nur ein Abbau von Subventionen kann den Markt für viele arme Länder vor allem in Afrika wieder in Ordnung bringen. Subventionen in Milliardenhöhe für die Baumwollproduktion in den Industriestaaten und der Volksrepublik China sorgen hingegen für schwere Wettbewerbsverzerrungen in der Dritten Welt und machen die armen Länder noch ärmer. Daher haben die europäischen Entwicklungsministerinnen und Minister beschlossen, die baumwollproduzierenden Länder Afrikas mit einer besonderen Initiative zu unterstützen.
Diese jetzt als "Baumwollpartnerschaft" verabschiedete Initiative war von der Bundesregierung nach dem Scheitern der Verhandlungen der Welthandelsorganisation (WTO) im vergangenen Jahr angeregt worden. "Damit unterstützt Europa 15 Millionen Menschen in Afrika, die mittelbar oder unmittelbar von der Baum-wollproduktion leben und leistet somit ei-nen wesentlichen Beitrag zur Reduzierung der Armut in diesen Ländern", betonte Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD). Diese Partnerschaft besteht aus technischer Hilfe, Be-ratung in Umweltfragen und bei Verhandlungen innerhalb der WTO. Darüber hinaus gelte es nun, international, vor allem gegenüber den USA, auf einen stärkeren Abbau der Subventionen zu drängen.
Durch die Subventionen der Industrieländer wird den afrikanischen Baumwollbauern unfaire Konkurrenz gemacht. Sie produzieren zwar hochwertige Baumwolle, leiden aber unter dem starken Preisdruck auf den Weltmärkten, der durch die Subventionen verursacht wird. Allein dadurch sei in einigen afrikanischen Ländern wie Benin im vergangenen Jahr der Anteil der Armut um vier Prozent gestiegen, erläuterte die Ministerin. Die Zahl der Menschen, die von weniger als einem Dollar am Tag leben müssten, sei von 800.000 auf über eine Million gestiegen. Sie wies darauf hin, dass die USA für ihre rund 25.000 Baumwollgroßfarmer pro Jahr 3,7 Milliarden Dollar an Subventionen bereitstellen.
Bei einem Besuch in Benin bekräftigte die Entwick-lungsministerin, sie werde die Forderungen des Landes und der anderen west- und zentralafrikanischen Länder unterstützen, die sich in einer Baumwollinitiative zusammengeschlossen haben. Benin fordere für seine Baumwollproduzenten gerechte Welthandelsbedingungen und keine Almosen. "Wenn wir den Ent-wicklungsländern eine ehrliche Chance geben wollen, dann müssen wir ihre For-derungen erfüllen", unterstrich Frau Wieczorek-Zeul.
Der Abbau der Baumwollsubventionen würde neben Benin vor allem den west-afrikanischen Ländern Mali, Burkina Faso und dem Tschad zugute kommen. Die Bundesregierung hat Burkina Faso für 2003 und 2004 insgesamt 36 Millionen Euro zugesagt. Mit dieser Unterstützung bemüht sich die deutsch-burkinische Zusammenarbeit um die Verringerung der Armut. Für Burkina Faso ist Baumwolle mit ihrer guten Qualität das wichtigste Ausfuhrgut, die jedoch auf dem Weltmarkt mit hochsubventionierter Baumwolle aus Industrieländern konkurrieren muss und deshalb nur noch zu Dumpingpreisen abgesetzt werden kann. Die Leidtragenden sind rund zwei Millionen burkinische Bauern. Für viele von ihnen ist Baumwolle das einzige Produkt, das sie exportieren können.
Die Einnahmen aus der Baumwollproduktion finanzieren außerdem einen großen Teil der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung in den ländlichen Ge-bieten, wie das UN-Entwicklungsprogramm UNDP festgestellt hat. In den vergangenen Jahren haben die westafrikanischen Erzeugerländer Reformen in Angriff genommen und die Produktivität deutlich steigern können. Ihren Anteil am weltweiten Baumwollhandel konnten sie mittlerweile auf 15 Prozent erhöhen - dieser ist allerdings durch die Subventionspolitik der reichen Länder und Chinas zunehmend in Gefahr.
Mit einem Verbrauch von mehr als 30 Millionen Ballen wird China in diesem Jahr fast ein Drittel des gesamten Baumwollaufkommens in der Welt aufnehmen. Die Volksrepublik hat diesen Boom vor allem dem im Dezember 2001 erfolgten Beitritt zum Welthandelsabkommen zu verdanken.
Die armen Exportländer müssen ihre Ware zu Preisen verkaufen, die ihre Produktionskosten nicht mehr decken. Die an anderen Ressourcen armen Länder haben keine Chance, dem Teufelskreis der Unterentwicklung zu entkommen.