Erstaunlich, wie wenig selbst Biologen im Allgemeinen über die Geschichte ihres Faches wissen. Über Charles Darwin, den Begründer der Evolutionstheorie, und Gregor Mendel, den Entdecker der "klassischen" Vererbungsgesetze, geht die Kenntnis meist nicht hinaus. So ist es keine schlechte Idee, ein handliches und mit Informationen gespicktes Büchlein zur Geschichte des Fachs herauszubringen.
Ohne allzu großen Zeit- (und finanziellen) Aufwand kann sich der Leser über die Geschichte von den Vorstellungen zur Entstehung des Lebens ("Urzeugung"), von "Systematik", von "Vergleichender Anatomie und Morphologie", von "Physiologie", "Embryologie", und "Zellentheorie" informieren. Besonders spannend wird es im Detail. Nicht nur, dass und wie manche der Vorstellungen bis auf Zeiten des Aristoteles zurückgehen. Auch in der Entwicklung der Biologie gab es zeitlich und räumlich so genannte "hot spots": Der Berliner Anatom und Physiologe Johannes Müller (1801 - 1858) war mit E. Du Bois-Reymond (1818 - 1892), E. von Brücke (1819 - 1896), H. von Helmholtz (1821 - 1894) und C. Ludwig (1816 - 1895) nicht nur Lehrer der bedeutendsten Physiologen des 19. Jahrhunderts. Aus seiner Schule gingen mit dem Botaniker M. J. Schleiden (1804 -1881) und dem Zoologen T. Schwann (1810 -1882) die Begründer der Zellentheorie hervor. Damit nicht genug: Auch J. von Liebig (1803 - 1873), der als Chemiker unter anderem eine umfassende Theorie des Stoffkreislaufs in der Natur entwickelte, ging aus der Schule Müllers hervor. Das waren Zeiten!
Schon dieses Beispiel zeigt: es kam vor allem in der Mitte des 19. Jahrhunderts zur Neufassung einer Reihe grundlegender Theorien und zur endgültigen Emanzipation der Biologie von der antiken Naturphilosophie eines Aristoteles - vor allem dank des Einflusses anderer Naturwissenschaften sowie einer Verfeinerung von Untersuchungsmethoden. wh
Thomas Junker
Geschichte der Biologie.
Die Wissenschaft vom Leben.
C.H.Beck - Wissen, München 2004; 128 S., 7,90 Euro